Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)

SPIELMAN, Danila Cole – THOMAS, Christiane: Quellen zur Jugend Erzherzog Ferdinands I. in Spanien. Bisher unbekannte Briefe Karls V. an seinen Bruder (1514–1517)

10 Danila Cole Spielman und Christiane Thomas führt der aus diesem Anlaß angelegte Kurrentakt neben Handschriftenbänden, mehreren Faszikeln aus der Abteilung Belgien PA, Reichstagsakten des Main­zer Erzkanzlerarchivs und drei Sanutobänden (alles für die Jahre 1519, bzw. 1521-1524) an: „Karl an Ferdinand 1514-1517 (Familienarchiv)“39)! Das sind ohne jeden Zweifel „unsere“ Briefe, die 1870 im Archivbehelf 298 aufscheinen und 1886 zur Kenntnis Baumgartens gelangten. Eine Bestätigung dieses Sach­verhalts liefert der Vermerk auf der Konvoluthülle: „Benützt von Prof. Baum­garten, 2. April 1886“. Baumgarten hatte zwar nicht um Archivalien dieser frühen Zeit gebeten, aber es ist wohl nicht zu leugnen, daß man ihm mit einem gewissen Stolz zeigen wollte, daß auch für den ersten Band das Wiener Archiv in Betracht gekommen wäre40). Nutzen brachte dies Baumgarten nicht mehr: Er mag überrascht gewesen sein, aber auch resignierend geäußert haben, daß er diese zehn persönlichen Zeugnisse des jungen Karl nicht mehr auswerten könne. Mit seinem Wienbesuch verliert sich die Spur des Konvoluts, und da Baumgarten bereits 1893 starb — einige Jahre vor der Gründung der Kommis­sion für Neuere Geschichte Österreichs 1897 und vor Bauers ersten Initiativen — war eine Weiterleitung seines Wissens an den zukünftigen Editor von seiner Seite aus nicht möglich. Für uns ergeben sich zunächst zwei Grenzdaten: Das Konvolut wurde 1886 dem Faszikel 1 entnommen und war im Dezember 1904 noch nicht wieder zurückgelegt worden, ja mit höchster Wahrscheinlichkeit auch bis 1912 nicht aufgetaucht: Bis dahin hätte sich die Gelegenheit geboten, es in Bauers Manu­skript einzuschieben. Das Bemühen, die Lücke von mindestens achtzehn Jahren für das „Itinerar“ der Dokumente zu schließen, geht davon aus, daß die beiden Schriften auf dem Benützerbogen für Baumgarten und auf der Briefhülle identisch und dem Archivar Gustav Winter zuzuordnen sind41). Gustav Winter war seit 1871 im Archiv tätig, wo er den Posten Andreas von Meillers übernommen hatte42), jenes Archivars, der im Auftrag der Direktion ab 1849 in dreizehnjähriger Arbeit das Habsburg-Lothringische Familienarchiv in seiner heutigen Form als riesiges Selekt aus zahlreichen gewachsenen Provenienzen zusammenbaute. 1858 hatte Meiller die drei Abteilungen Familienurkunden, Familienkorre­spondenz und Familienakten geschaffen und 1862 die Arbeit daran endgültig 39) Ebenda ad ZI. 81/1886. 40) Allzu streng wurde demnach die Zensur nicht ausgeübt: Dem anerkannten Biogra­phen Karls gewährte man ohne weiteres Einblick in Dokumente, die sein Thema (= 2. Band) nicht unmittelbar erforderte. 41) Der Archivbehelf 548 ist eine alphabetische Sammlung von Schriftproben der meisten Archivare bis 1918, zum großen Teil setzt sie sich aus Gesuchen und Erledigun­gen zusammen: Die Identifizierung Winters fiel nicht schwer, da sein Benützerblatt für Baumgarten textlich umfangreich genug ist, um jede Buchstabenausformung zu über­prüfen. Vgl. unten Anm. 44 und 47 für die ungünstigere Ausgangslage bei Andreas von Meiller, Joseph Knechtl und Fritz von Reinöhl. 42) Gesamtinventar 1 158.

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