Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 36. (1983)
LUTTENBERGER, Albrecht: Landfriedensbund und Reichsexekution. 2. Zur politischen Vorgeschichte des Frankfurter Reichskreistages vom Oktober/November 1554
LANDFRIEDENSBUND UND REICHSEXEKUTION *) ZWEITER TEIL: ZUR POLITISCHEN VORGESCHICHTE DES FRANKFURTER REICHSKREISTAGES VOM OKTOBER/NOVEMBER 1554 Von Albrecht Luttenberger Es ist bekannt, daß die Auseinandersetzungen um die Exekution der Acht, die im Dezember 1553 gegen Markgraf Albrecht von Brandenburg erging, in die Bemühung um eine effektive Reform der Reichskreisordnung einmündeten. Diese Entwicklung war keinesfalls zwangsläufig, folgte freilich einer gewissen sachlichen Logik, die nicht zuletzt in den Verhandlungen der Heidelberger Verbündeten über die Exekutionsfrage evident wird. Erst allmählich verengte sich der politische Handlungsraum auf diese Entwicklungslinie. Zunächst, Anfang 1554, schien die Situation noch für durchaus verschiedene Optionen offen. Selbst Bayern pflichtete anfänglich der von den übrigen Verbündeten vertretenen Auffassung bei, mit den laufenden Rothenburger Vermittlungsbemühungen sei nicht einmal die bloße Publikation des Achtexekutionsmandates vereinbar '). Es versteht sich, daß diese Argumentation willkommener Vorwand für die Verschleppung der Achtexekution war. Solche Verzögerungstaktik wurde durch die Politik der kaiserlichen Regierung erheblich erleichtert, zum Teil sogar mitbegründet. Daß der Kaiser das Achturteil nicht zum Anlaß nahm, seine Beziehungen zu Markgraf Albrecht abzubrechen und offen gegen ihn Partei zu ergreifen, brachte ihm nicht nur den Vorwurf ein, gegen seine eigene „Constitution“, d. h. den Landfrieden, zu handeln und unter eklatanter Verletzung seiner Amtspflicht die Reichsjustiz zu desavouieren* 2 *), sondern gab auch dem *) Der erste Teil mit dem Untertitel Friedenssicherung und Bündnispolitik 1552/1553 erschien in MOSTA 35 (1982) 1—34. >) Vgl. Bernhard Sicken Der Heidelberger Verein (1553—1556). Zugleich ein Beitrag zur Reichspolitik Herzog Christophs von Württemberg in den ersten Jahren seiner Regierung in Zeitschrift für Württemb er gische Landesgeschichte 32 (1973) 379 und Briefwechsel des Herzogs Christoph von Wirtemberg, hg. von Viktor Ernst, 2 (Stuttgart 1899) 378 n. 470. 2) Dr. Johann Ulrich Zasius an König Ferdinand, 1554 Februar 27 Lauingen: Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (künftig HHSTA) Reichskanzlei (künftig RK) Berichte aus dem Reich 3 fol. 263—272, hier fol. 266 rv; dsbe an dsben, 1554 Februar 13 Augsburg: ebenda fol. 175—179 v, hier fol. 178 v; dsbe an Mitteilungen, Band 36 1