Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 35. (1982)

WEILING, Franz: Die philosophische Lehranstalt in Brünn (1808–1849) und die österreichische Bildungspolitik jener Zeit. Ihre Bedeutung für die Entdeckertätigkeit Johann Gregor Mendels

120 Franz Weiling Tabelle 1: Übersicht über die obligaten Lehrfächer und Stundenzahlen der Philosophi­schen Lehranstalten Österreichs in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts27). Stundenplan laut Lfd. Professur Lehrplan 1805 Lehrplan 1824 Nr. Jahrgang Jahrgang 1 2 1 2 1 Theoretische und praktische Phüoso- phie 4 4 5 3 2 Reine Elementarmathematik 8­7­3 Physik und angewandte Mathematik­8­8 4 Allgemeine Weltgeschichte und 3 3­5 (fak.) Griechische Philologie (bis 1824) 1 1­­Lateinische Phüologie (ab 1824)­­2 2 5 Religionslehre 2 2 2 2 Stundenzahl der obligaten Fächer 18 18 16 15 Diese Lehrpläne entsprachen den beiden ersten Studienjahren eines damals an einer österreichischen Universität oder einem staatlichen Lyzeum durch­geführten philosophischen Studiums, das aus insgesamt drei Studienjahren bestand. Dabei waren die Vorlesungen des dritten Studienjahres auf die Be­lange bestimmter Fachstudien (Juristen, Theologen28), Mediziner) abge­stimmt. Überdies wurde eine Reihe frei wählbarer Fächer angeboten, z. B. Höhere Mathematik, Astronomie, Mathesis forensis, Technologie, Naturge­schichte mit Beziehung auf Landwirtschaft und Forstwesen, Geschichte der Philosophie, Geschichte von Kirnst und Wissenschaft, Pädagogik, Ästhetik, Neue Sprachen, Diplomatik, Heraldik und Numismatik. Auch die Philoso­phischen Lehranstalten boten die eine oder andere freie Vorlesung an, so die Lehranstalt in Brünn seit 1816 Erziehungskunde sowie seit 1824 Naturge­schichte und Landwirtschaftslehre29), das Lyzeum in Olmütz zur Zeit, da 27) Siehe Unger Darstellung 2 497ff und 481ff. 28) Von dem Besuch eines dritten philosophischen Studienjahres konnten sich Stu­denten der Theologie an der Universität dispensieren lassen, sofern sie das 20. Lebens­jahr begonnen hatten. Studenten der Philosophischen Lehranstalten konnten nach er­folgreichem Abschluß des zweijährigen Kursus das Theologiestudium aufnehmen, selbst wenn sie das 20. Lebensjahr noch nicht erreicht hatten (StHK 372 ZI. 4308/1818). 29) Der Lehrstuhl für Landwirtschaftslehre (Ökonomie) war in Brünn 1816 gegrün­det und zunächst in der Theologischen Lehranstalt angesiedelt worden. Mit dem Tode des ersten Lehrstuhlinhabers Joseph Zemann (1780-1825) ging er in die Philosophische Lehranstalt über. Inzwischen war die Naturgeschichte in den Lehrplan der Philosophi­schen Lehranstalt Brünn aufgenommen und von Zemann als freies Lehrfach vorgetra­gen worden. Nach dem Tode Zemanns wurde die Naturgeschichte vorübergehend von dem Mathematiker Aurelius Thaler, die Landwirtschaftslehre von dem Gutspächter und Ökonomen Franz Diebl (1770—1859) vertreten. Diebl übernahm alsbald die Vertre­tung beider Fächer, deren Lehramt ihm schließlich am 19. Februar 1832 durch kaiser­liche Verfügung als ordentlichem Professor übertragen wurde (StHK 372 ZI. 51900/ 1826 und 795/1832; Biographie Diebls bei Christian d’Elvert Geschichte der k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landes-

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