Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)
DIENST, Heide: Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf nach dem Ende des Investiturstreites
22 Heide Dienst rer von einer der 13 Pfarren kennen wir in dieser frühen Zeit nicht, wohl aber einen weiteren Kanoniker, der Pfarrer war: Hartwig, Pfarrer der pas- sauischen Pfarre St. Agatha/Hausleiten, der an die Klosterneuburger Marienkirche 13 genannte Hörige schenkte76). Allem Anschein nach ist er auch in Göttweiger Traditionen genannt77), vor allem aber in der Aufzeichnung über die Exzindierung der Pfarre Allentsteig aus der Pfarre Altpölla im Jahre 1132. Diese vermutlich erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts entstandene Aufzeichnung ist nur im Fragment erhalten, die Lesung des Pfarrers von St. Agatha daher nicht sicher zu ergänzen78). Die Handlung vollzog Bischof Reginmar im Beisein, auf Bitten und mit Billigung des Markgrafen Leopold, seiner Frau und seines Sohnes Emst(?); der Pfarrer von Pölla erhielt eine Entschädigung von 10 Pfund. Außer dem Pfarrer von St. Agatha waren von Geistlichen der Archipresbyter Pabo und der Propst Berthold von St. Pölten sicher anwesend79). Weitere Geistliche, die zu der hier in Frage kommenden Gegend in Beziehen und standen wohl auch in näherer Beziehung zu den Herren von Mistelbach; ein Ulrich von F. ist erster Zeuge der Seelgerätschenkung des Anshalm von Brunn für seinen Sohn Azzo (FRA 2/4 n. 220, vor 1126); vgl. dazu Dienst Tradition 83. Vgl. ferner die im HONB 2 (Wien 1965) F 15 angeführten Nennungen. 76) FRA 2/4 n. 53: „.. . Hertuvicus Nouuenpurgensis §cclesi§ canonicus et sanct? Agathg parrochianus . ..“; Zeugen: „Hadmar, Pilgrim, Walebrun, Adelwart, Tiemo“. Pilgrim und seine Söhne Adelwart und Tiemo bezeugen auch die Schenkung des Diakons Adeher, der „quecumque a marchione Lopoldo prestita habuit eodem marchione annuente et iubente“ an Klosterneuburg gab (Besitz zu Enzersdorf und Traiskirchen): FRA 2/4 n. 46. Der Markgraf scheint also die Pfarrgeistlichkeit aus dem Kreis seiner Gefolgsleute und Ministerialen rekrutiert zu haben. Eine umfassende Untersuchung der Klosterneuburger Kleriker unter diesem Aspekt hoffe ich in einer gesonderten Arbeit vorzulegen. 77) Der „clericus Hartwich füius Rimundi“ schenkte 1121/30 15 Hörige an Gött- weig: FRA 2/69 n. 285; Zeugen: Graf Eckbert (von Formbach) und sein gleichnamiger Sohn, ferner Hecü. Der Name Hartwig ist nicht selten, er begegnet bei den Herren von Lengenbach, von Reidling, von Traisen und von Falkenstein. Hartwig und seine Brüder Heinrich und Otto von Purgstall sind allem Anschein 1135 auf der markgräflichen Versammlung in Krems/Mautern anwesend; vgl. BUB 1 n. 6, FRA 2/69 nn. 329, 330 und die Zeugen der Mautemer Urkunde für Michaelbeuern. Hartwig hieß auch ein Bruder des Klostemeuburger Kanonikers und Propstes Opold: Rill Pröpste 32 Anm. 1. 78) BUB 4/1 n. 658; vgl. dazu Lechner Waldviertel 7 (1937) 78f. Das von einem Buchrücken abgelöste Fragment wurde zuerst (mit einer Abb.) publiziert von Josef Lampel Ladestorf: Ladendorf oder Losdorf? Mit Erörterungen über ein Urkundenfragment aus dem 12. Jahrhundert in Blätter für Landeskunde von Niederösterreich NF 35 (1901) 118 f. Von den Zeugennamen sind lesbar: „Pabo archipresbiter, Rüper . . . Perhtoldus prepositus Sancti Ypol(iti) . . . -icus de Sancta Agatha“, dann folgen Laien, neben Markgraf und Vogt Angehörige von im Kamptal ansässigen Familien (Kuenring, Gobelsburg, Zwettl, Stiefem, Allentsteig etc.). Die Datierung ist unklar, dürfte sich jedoch auf 1132 beziehen (vgl. Helmuth Feigl in Festschrift Altpölla, im Druck). 79) Diese Namen begegnen öfter: So sind z. B. Berthold, Propst von St. Pölten, und der Archipresbyter Lanzo auch Zeugen des Mauterner Vertrages von 1137 über die Wiener Pfarre (BUB 1 n. 11); vgl. auch Ludwig Heinrich Krick Das ehemalige Domstift und die ehemaligen Kollegiatstifte des Bistums Passau (Passau 1922) 10.