Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)

DIENST, Heide: Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf nach dem Ende des Investiturstreites

kern von Klosterneuburg sind sehr spärlich. Es ist zunächst zu bemerken, daß mit Ausnahme von Falkenstein und vielleicht Altpölla die 1135 genann­ten Orte in dieser Urkunde zum ersten Mal als Pfarren aufscheinen; über die Existenz der Orte haben wir in den meisten Fällen ältere Nachrichten71). Von der Pfarre Falkenstein ist um 1120/22 im Zusammenhang mit einem An­gehörigen des Klostemeuburger Kapitels, dem Propst Otto, die Rede: Damals übertrug Markgraf Leopold mit seiner Frau Agnes und seinem Sohn Adal­bert auf Bitten des Propstes Otto die Pfarre Falkenstein mit sechs genannten Hörigen und die Donauinsel Muckerau an das Stift „post obitum eiusdem Ottonis prepositi“72). Otto tritt sonst wenig in Erscheinung, es scheint, daß der Kanoniker Opold schon zu seinen Lebzeiten die Stiftsgeschäfte besorg­te73). All das hat Anlaß zu der Vermutung gegeben, Otto sei Pfarrer von Fal­kenstein gewesen74). Das ist durchaus möglich, doch konnte er allein als Pfarrer keine Pfarre verschenken; somit war er wohl in dieser Gegend auch Grundherr, vielleicht der letzte seiner Familie. Der Markgraf handelte hier sicher nicht nur als Vogt, sondern offensichtlich als einer, der gewisse Rechte über die Pfarre und den Propst Otto geltend machen konnte75). Weitere Pfar­71) Zu Alland vgl. Anm. 52; Eggendorf ist 1135 zum ersten Mal und dann erst wie­der in den Bestätigungen für das Schottenstift genannt: BUB 1 nn. 31, 113 (1200); über Falkenstein vgl. Anm. 75, über Gars unten S. 31 ff. Ca. 1120/30 bezeugt ein Adalram von Hollabrunn als erster eine Schenkung zu Röhrawiesen durch die Brüder Heinrich und Engelbert an Klosterneuburg: FRA 2/4 n. 143; die im Historischen Ortsnamenbuch von Niederösterreich (künftig HONB) 3/1 (Wien 1970) H 445 angegebene Tradition FRA 2/4 n. 8 ist nicht zu 1120, sondern zu 1195-1216 (Propst Dietrich) einzureihen. Ober-Leis ist erst wieder 1209 genannt, als Pfarrer Heinrich von O. ein Seelgerät an das Schottenstift macht: BUB 1 n. 165; über Meisling vgl. unten S. 23, über Mistelbach Anm. 87 b, über Klosterneuburg unten S. 27. Altpölla ist zum ersten Mal in der unten Anm. 80 genannten Pfarrexzindierungsurkunde von Meisling genannt, 1161 ist in der Zeugenreihe der Schottenurkunde (BUB 1 n. 29) unter den herzoglichen Káplánén auch ein Heinrich von Pölla genannt. Nach Pulkau nennt sich öfters der S. 17 er­wähnte Chadold: vgl. FRA 2/4 nn. 82, 494 (ca. 1125/36); vgl. Dienst Babenberger- Studien 131 ff. Rußbach ist hier zum ersten Mal genannt, im Laufe des 12. Jahrhun­derts nennen sich herzogliche Ministerialen nach dem Ort (FRA 2/69 n. 349; 2/4 nn. 186, 510), um 1200 ist ein herzoglicher Kaplan, Pfarrer Konrad von Rußbach, in einer Herzogsurkunde für Zwettl genannt (BUB 1 n. 116); auch die erste Nennung von Weitersfeld erfolgte 1135; in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begegnen Ge­nannte in Göttweiger und Klosterneuburger Traditionen (FRA 2/69 nn. 299, 358; 2/4 nn. 330, 345). 72) FRA 2/4 n. 201; über diese Tradition Dienst Babenberger-Studien 64ff. 73) Otto hat nach dem Chronicon pii marchionis den Grundstein zur neuen Stifts­kirche gelegt (MG SS IX 609): „. .. marchio Liupoldus eiusdem loci fundator, cum ab eo tamquam a fundatore cunctis coram astantibus exigeretur, ut in fundamentum mo­nasterii primum lapidem poneret, ipse ut erat vir piissimus omnino contradixit, et hoc a clerico debere fieri dignum et iustum constanter affirmavit. Itaque ipso presente et iubente Otto primus eiusdem loci prepositus hoc anno dominicae incarnationis pridie Idus Iunii primum lapidem imposuit, in honore domini nostri Iesu Christi et gloriose virginis Mariae .. .“ (ad an. 1114); vgl. auch Rill Pröpste 31. 74) Wolf Klosterneuburg 98. 75) Die Herren von Falkenstein, allen voran Ulrich, Vater und Sohn, scheinen zu einem engeren und vornehmeren Kreis babenbergischer Ministerialität gezählt zu ha­Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf 21

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