Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)

RILL, Gerhard: Die Hannart-Affäre. Eine Vertrauenskrise in der Casa de Austria 1524

Die Hannart-Affäre 129 Maximilians183) und scheint vorübergehend dessen besondere Gunst genossen zu haben. Zunächst vertrat er noch die Interessen des Vaters184), überflügelte diesen jedoch bald, als er 1498 als Nachfolger Simons von Hungerspach ober­ster erbländischer Schatzmeister wurde185). Das Hofleben dürfte ihn nun zu­nehmend den väterlichen Handelsuntemehmungen entfremdet haben, und als diese aus besagten Gründen in eine katastrophale Rezession gerieten, soll der undankbare Sohn begonnen haben, sich „seines zu Grunde gerichteten Va­ters zu schämen, dem darüber das Herz brach“186). Noch im Januar 1500 er­hielt der österreichische Kanzler Johann Waldner den Befehl, Balthasar Wolff die Pflegschaften von Donauwörth und Weißenburg zu überantworten, und in diesem Mandat wird auch die Unentbehrlichkeit des Begünstigten „umb seiner täglichen getreuen diennst willen“ erwähnt187). Dann aber scheint der Wolff’sche Vermögensverfall auch die Position des obersten Schatzmeisters erschüttert zu haben. Seit August 1500 begegnet er uns je­denfalls nur mehr als Rat und Kammermeister, anscheinend ohne entschei­dende Ingerenz auf die königliche Finanzverwaltung188). Gelegentlich wird er für außerordentliche Missionen als Kommissar verwendet, so etwa bei der Bestrafung der Regensburger Aufständischen im Jahre 1514189). Was ihn, ab­gesehen von seiner Zugehörigkeit zum Hofrat, weiterhin an das Haus Öster­reich kettete, waren die Schulden, die Maximilian seinen Enkeln und Hein­rich Wolff seinem Sohn als Gläubiger hinterlassen hatte. Der Regierungsbeginn der Brüder Karl und Ferdinand änderte zunächst nichts an Stand und Ansehen Balthasars. Der Besitz der Pflegschaften wurde Tochter Ursula 1494 Sebald Paumgartner heiratete: Karl Otto Müller Quellen zur Handelsgeschichte der Paumgartner zu Augsburg (1480-1570) (Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit 9, Wiesbaden 1955) lf. Über den Bruder Balthasars, Melchior, und seine Famüie Lochner Die Wolfen 4 ff. 183) Dienstbrief vom 5. Oktober 1495 in HHStA Reichsregisterbücher X/2 fol. 686v; vgl. Adler Centralverwaltung 83. i«) Vgl. Schreiben Balthasar Wolffs an Maximilian, 1497 April 3: Urkunden, Briefe und Actenstücke zur Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit, hg. von Joseph Chmel (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart 10, 1845) 180f n. 158. 18s) Schatzkammerordnung vom 13. Februar 1498: Adler Centralverwaltung 83 f, 516; Fellner-Kretschmayr ÖZV 1/2 3—6. - 1. Abrechnung Wolffs vom 6. Juni 1498: HKA GDB 4 fol. 180r-182r; vgl. Wiesflecker Maximilian I. 2 194, 311. 186) Ehrenberg Zeitalter der Fugger 1 191 nach der Scheurl’schen Chronik, die sich auf Aussagen Heinrich Wolffs stützt. Die 591 Folien starke Chronik, verfaßt von Christoph II. Scheurl (1481-1542; Schottenloher 2 nn. 19092-19107) ist unter der Signatur Ab in der Scheurl-Bibliothek in Nürnberg vorhanden. Für eine diesbezügli­che Auskunft und viele wertvolle Hinweise danke ich Herrn Lie. theol. Siegfried Frh. von Scheurl (Nürnberg). 187) 15 00 Januar 18: HHStA Maximiliana 10 fol. 21r, erwähnt von Kögl Studien 63 f Anm. 140. Aus der Bestätigung der Pflegschaften durch Karl V. (siehe Anm. 190) ist ersichtlich, daß es sich um eine Verpfändung um 6000 fl. handelte. 188) Nennungen in den GDB 6 fol. 60v; 11 fol. 42rv; 12 fol. 41v, 291r, - alles für die Jahre 1500-1502; dann erst wieder 1518 Januar 19: HHStA Reichsregisterbücher BB fol. 27 v. Über die Nennung im Hofstaatsverzeichnis von 1519 siehe unten S. 142. 189) Carl Theodor Gemeiner Stadt Regensburgische Jahrbücher vom Jahre 1497 bis zum Jahre 1525 (Regensburg 1824) 226ff, 234, 239ff, 251 ff, 261ff. Mitteilungen, Band 34 9

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