Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

SPRINGER, Elisabeth: Kaiser Rudolf II., Papst Clemens VIII. und die bosnischen Christen. Taten und Untaten des Cavaliere Francesco Antonio Bertucci in kaiserlichen Diensten in den Jahren 1594–1602

Rudolf II., Clemens VIII. und die bosnischen Christen 103 der die Gunst des Kaisers gewinnen, denn er hatte keine Hemmungen, im Juli 1598 der kaiserlichen Hofkammer seine Spesenrechnung zu präsentie­ren 13°). 1598 tauchte er auch vorübergehend in Florenz auf, wobei er als Verbannter erhebliche Schwierigkeiten bei der Durchreise durch venezianisches Gebiet hatte* 131), andererseits aber den Weg über die kroatische Militärgrenze und die Siedlungsgebiete der Uskoken vermeiden wollte. Später war er aber wie­der in Prag und legte im Februar 1599 seine endgültige Abrechnung vor132); da er — nach eigener Angabe — auf eine Antwort der Hofkammer 20 Wochen warten mußte133), verließ er Prag heimlich am 15. August 1599134). Rudolf 13. erließ einen Suchbefehl, wobei man vor allem vermutete, Bertucci werde sich nach Graz begeben13S). Diese ganze Auseinandersetzung mit der Hofkammer hatte Bertucci aber nicht gehindert, weitere Pläne zu schmieden. Er griff sein altes Projekt, die Wiedererrichtung des Priorates Ungarn des Malteserordens, neuerlich auf. 1599 überreichte er dem Sekretär der Reichskanzlei Dr. Johann Anton Barvi- tius136) ein Informationsblatt mit entsprechender Betonung aller seiner bis­herigen Tätigkeiten und Geschäfte. Als seine Hauptleistung führt er hier an, daß er in kaiserlichem Auftrag Bosnien, Dalmatien und Albanien bereist und die dortigen Bewohner mit vielen Versprechungen dazu gebracht habe, ihre alten Privilegien und Lehen vom Kaiser bestätigen zu lassen: Er habe keine Mühe gescheut, die christlichen Vasallen in den türkischen Gebieten zu un­terstützen. Bertucci legte auch die Kopie eines Briefes bei, den er an seinen Großmeister in Malta geschrieben habe, mit der Bitte, das Priorat Ungarn für ihn - Bertucci — wieder zu errichten. Mit eindrucksvoller Unterschrift schließt er den Brief: „Fra Francesco Antonio Bertucci, Cavalier dela Reli­gion di Santo Joani Jerosolimitano, comesario et cosiglier di guera di Sua Maesta Cesarea“137). Es sei daran erinnert, daß gerade damals das Priorat Ungarn der deutschen Zunge unterstellt wurde138). Bei den am Prager Hof herrschenden Zuständen 13°) HHStA Reichs ho fr at Exhibitenprotokoll saec. XVI Bd. 3 fol. 82 v. 131) Bartl Westbalkan 103f; Lamansky Secrets Ulf. 132) Er berechnete für seine mit 1. April 1596 begonnene Pension 35 Monate, d. i. bis Ende Februar 1599. 133) HHStA österreichische Akten Niederösterreich 9 fol. 139. Das an unvermuteter Stelle im HHStA liegende Konvolut „Berduzzis Praetensionen“ fol. 131 ff hat Dr. Leo­pold Auer gefunden, dem dafür herzlich gedankt sei. 134) HKA Hoffinanz 527 R (Prag) fol. 231v (1599 Oktober). 135) Rudolf II. an Ehg. Ferdinand, 1599 Dezember 31: HHStA Habsburg-lothringi­sches Familienarchiv Familienakten 108 fol. 141, Konzept. 136) Gschließer Der Reichshofrat 153. 137) HHStA StA Malta 1 (1599). Die Ordensgeschichtsschreiber setzen diesen Vor­gang z. T. in die Jahre 1594 oder 1607: Osterhausen Bericht 672f; Hafkemeyer Zunge Deutschland 330. 138) Siehe oben S. 81.

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