Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas

Anna Hedwig BENNA: Die Republik Österreich und Sancta Maria de Anima in Rom (1918-1938)

470 Anna Hedwig Benna von den bayerischen Bischöfen übergeben49). Eine Lösung der Agentiefrage erfolgte 1875: Die kaiserliche Agentie war von nun an für die Geschäfte zu­ständig, die auf die Ernennung von Bischöfen und ersten Dignitäten in Dom­kapiteln Österreich-Ungarns Bezug hatten, soferne dem Kaiser das Nomina­tionsrecht zustand. Die gewöhnlichen Rekurssachen dagegen wurden durch die Anima besorgt50). II Der noch von Kaiser Franz Josef nach Einholung des päpstlichen Beneplaci- tums und auf Vortrag des Ministers des Äußern Graf Berchtold am 5. Jänner 1913 zum Rektor der Anima ernannte Maximilian Brenner, Domprediger zu St. Stephan in Wien51), trat zwar schon im Frühsommer 1915, nach der Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn, die Heimreise nach Wien an52), begab sich jedoch vier Jahre später wieder in die Ewige Stadt und nahm seine Amtsgeschäfte am 12. Oktober 1919 wieder auf53). Der Anima drohte damals noch immer von seiten Italiens die Gefahr der Sequestrierung. Dazu gesellten sich Gefahren für ihren Weiterbestand von seiten Belgiens54). Auf Grund von Zeitungsmeldungen im Juni 1919 über eine geplante Be­schlagnahme der Anima als Ersatz für die Zerstörung der katholischen Uni­versität in Löwen während des Krieges sah sich Kardinal Piffl im Namen des österreichischen Episkopates veranlaßt, vom Kardinalprotektor der Anima, Merry del Val, die Bewilligung der italienischen Behörden für Rektor Bren­ner zur Reise nach Rom zu erwirken, damit dieser wirksam Österreichs In­teressen an der Anima vertreten könne55). Die Anima hatte die Kriegsjahre verhältnismäßig gut überstanden. Es fehlte ihr zwar der sonst immer präsente Schutz der österreichisch-ungarischen 49) Lenzenweger Sancta Maria de Anima 75. 50) Blaas in MÖStA 7 86f; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 83. sl) HHStA PA I 741 (Generalia X/10 R Anima) Bericht Rom 1912 Dezember 6; Weisung nach Rom 1912 Dezember 12 (Konz.); Telegramm Rom 1912 Dezember 7; Vortrag des Ministers des Äußern, 1912 Dezember 29 mit ah. Entschließung 1913 Jän­ner 5. Brenner war Schönburg-Hartenstein von Kardinal Nagl und Minister Hussarek als der einzig mögliche Kandidat für den Rektorposten genannt worden. Zu Maximi­lian Brenner (1874—1937) vgl. Lenzenweger Sancta Maria de Anima 124, 126, 129, 133, 170; Friedrich Engel-Janosi Vom Chaos zur Katastrophe. Vatikanische Ge­spräche 1918 bis 1938. Vornehmlich auf Grund der Berichte der österreichischen Ge­sandtschaft beim Hl. Stuhl (Wien 1971) 74. 52) Lenzenweger Sancta Maria de Anima 129. 53) Jakob Weinbacher Aus der Chronik in Lenzenweger Sancta Maria de Anima 133. 54) HHStA Neues Politisches Archiv (= NPA) 319: Deutschösterr.Staatsamt f. Äu­ßeres ZI. 5020/1919 pro domo Vermerk, 1919 Juni 26. 55) HHStA NPA 319: Kardinal Piffl an Unterstaatssekretär Miklas, 1919 Juli 12 (Abschr.), als Beilage zu Unterstaatssekretär Miklas an Staatsamt für Äußeres ZI. 1930/K, 1919 Juli 26.

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