Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)
Rezensionen
562 Literaturberichte welche Gebiete wir für das 15. Jahrhundert als Mitteleuropa bezeichnen können, doch kann kein Zweifel darüber sein, daß oberitalienische Städte in diesen Verband gezählt werden müssen. Dietrich Schwarz hat seinen Verzicht hierüber mit dem allzu großen Umfang des Themas entschuldigt (S. 45), und es ist verständlich, wenn man für die Villacher Tagung nicht rechtzeitig Wissenschaftler für die fehlenden Territorien finden konnte, bzw. die Zeit für die Erörterung aller Gebiete nicht ausreichte. Die Redaktion betont aber ausdrücklich, daß gerade wegen der beschränkten Konferenzdauer „zusätzliche Beiträge in Auftrag“ gegeben wurden (S. XI). In Anbetracht dieser Feststellung erhebt sich daher die Frage, ob es richtig war, zentraleuropäische Bereiche wie Böhmen und Bayern zu übergehen, ohne dafür eine Erklärung anzugeben. Endlich dürfen kleine Berichtigungen vermerkt werden: 1480 ist es selbstverständlich Kaiser Friedrich III. (nicht „Friedrich II.“), der Kirchtage in die Stadt Vöcklabruck verlegte (S. 114); die Cillier wurden 1436 zu Reichsfürsten (nicht „Reichsgrafen“) erhoben (S. 133); der Landesherr Württembergs ist für die ersten Jahre seiner Herrschaft Erzherzog Ferdinand I. (nicht „seit 1522 König Ferdinand“: S. 187). Christiane Thomas (Wien) Rom in der Neuzeit. Politische, kirchliche und kulturelle Aspekte. Hg. von Reinhard Elze, Heinrich Schmidinger und Hendrik Schulte Nordholt. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien—Rom 1976. 208 S. Das Papsttum in der Neuzeit hat in den letzten Jahrzehnten stark das Interesse der deutschsprachigen historischen Forschung gefunden, vor allem im Zusammenhang mit der Edition der Nuntiaturberichte, mit der Geschichte des päpstlichen Staatssekretariats und mit Arbeiten zum Kulturkampf. Es lag nahe, aus diesen Forschungen einmal „Bilanz zu ziehen“. Heinrich Lutz ist es zu danken, daß dies in einem Seminar des Österreichischen Kulturinstituts in Rom 1972 geschehen konnte. Die Referate liegen hier nun gedruckt vor. Die heute und künftig von den Papsthistorikern zu beschreitenden Wege weist Heinrich Lutz in einer methodologischen Einführung (S. 9—18). Ausgehend von einer kritischen Bestandsaufnahme der Historiographie zum neuzeitlichen Papsttum gewinnt er vor allem in Auseinandersetzung mit den klassischen Werken von Ranke und Pastor Fragestellungen und Gesichtspunkte, die von einer Ereignisgeschichte der Pontifikate weiterführen könnten zu einer historischen Strukturanalyse des Papsttums. Die Notwendigkeit, den europäischen, ja universalen Rahmen päpstlicher Aktivitäten stets zu verknüpfen mit der Verfassungs- und Sozialgeschichte der Stadt Rom und des Kirchenstaates, ist dabei eine postulierte Hauptlinie, die auch fast alle folgenden Einzelbeiträge beobachten. Die religiöskirchliche, kulturelle und politische Leistung der neuzeitlichen Päpste, in mancher Hinsicht vielleicht auch ihr Versagen, werden nur so deutlich und erklärbar. Diesen geforderten Rahmen füllt exemplarisch vor allem Georg Lutz in seinem Beitrag (S. 72—167) über das Pontifikat Urbans VIII. aus: Poli-