Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)

WEINZIERL, Michael: Das Commonwealth vom Aufstand der Presbyterianer bis zum 2. Staatsstreich der Armee 1659

Das Commonwealth 1659 15 servative Angehörige der Gentry wandten sich gemeinsam gegen die „middling sort“ — die Dissenter73). Die geplanten Aufstandsversuche am 1. August wurden entweder rasch unterdrückt oder kamen gar nicht zustande74). Ein Detail dieser Vor­gänge verdient besondere Beachtung: Die Verschwörer in Gloucester hoff­ten auf massive Unterstützung der Bergarbeiter im Forest of Dean76). Das Ausmaß der „Agrarunruhen“ 1659 hat bisher fast keine Beachtung gefunden. Trotz der Erfolge der Regierung verbreiteten sich übertriebene Gerüchte über den Umfang der Rebellion. So berichtet der venezianische Botschafter: „There is not the smallest doubt of there being some formidable engine directed against this government ... The Presbyterians are the authors of the plot. Their numbers are immense and increased by the independents [sic!] and royalists, by no means few ... Many are accordingly of opinion that if the attempt is made the enemies will overcome every difficulty and remain con­querors“ 76). Doch nur in Cheshire, Lancashire und der walisischen Grafschaft Flint­shire kam es zu der geplanten Erhebung. Zwei Faktoren waren für den Erfolg des dortigen Anführers, Sir George Booth, entscheidend: die rela­tive Selbständigkeit, mit der Booth und seine Freunde geplant hatten, und die massive Unterstützung durch die in dieser Region einflußreiche presbyterianische Geistlichkeit. Ein royalistischer Agent beschreibt Booth als ,einen Mann, von dem [sie dies] nie erträumt hätten'77 *). Diese Charakterisierung war zweifellos übertrieben, da Karl II. persönlich Briefe an Booth gerichtet hatte7S), doch geht aus den Korrespondenzen der Royalisten hervor, daß Booth und seine Freunde ihre Pläne nicht vorzeitig mit Mordaunt oder dem Hof diskutierten. Darin ist wahrscheinlich der Grund zu suchen, daß der Staatsrat über die Pläne dieser Gruppe anscheinend nicht informiert war. Booth, der angeblich 200.000 Livres jährlichen Pachtzins einnahm, stammte aus einer der einflußreichsten puritanischen Familien79) und besaß das Patronatsrecht für zahlreiche Kirchenämter. Viele presbyterianische Geist­liche verlasen am 31. Juli Booths Declaration, in der er die Gründe für den Aufstand darlegte. Darin wurde das ,Fehlen einer gesicherten Grund­73) Vgl. Christopher Hill The World Turned Upside Down (London 1972) 289 und George Rudé Paris and London in the ISth Century (London 1970) 295 passim, der vergleichbare Schichten als Anführer des „Londoner Mobs“ identifiziert. 74) Vgl. Underdown Conspiracy 250—273. 76) BL MS. Clarendon 63 fol. 4 und 37. Über Agrarunruhen vgl. Wein­zierl Republikanische Politik Kap. 5. 76) Calendar of State Papers, Venetian Series (abgekürzt CSPV) 32, ed. by Alan Brown — B. Hinds (London 1932) 51. 77) Clarendon State Papers 4 312. 78) PRO SP 25/79 fol 52. 79) CSPD 48 113.

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