Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)
WEINZIERL, Michael: Das Commonwealth vom Aufstand der Presbyterianer bis zum 2. Staatsstreich der Armee 1659
14 Michael Weinzierl „apprentices“ bereits 1647 beim Versuch royalistischer Presbyterianer, die New Model Army aufzulösen, den ersten „Church and King-Mob“ der englischen Geschichte gebildet67 *). Der beunruhigte Staatsrat schickte einen Brief an den Bürgermeister von London, in dem folgendes gefordert wurde: „Council hearing that many apprentices have gone to the enemy, and some who were taken confessed it, desires you to send out your precepts to the several wards, letting the citizens know that Council requires all masters of families to strictly keep in their apprentices and servants, or answer any neglect at their peril“ 68). London befand sich de facto im Belagerungszustand: Miliztruppen wurden über die ganze Stadt verteilt und die Hauptstraßen bewacht; Reisende benötigten Pässe, um die Stadt zu verlassen69). Offenbar gelang es dem Staatsrat, einen Aufstand der Lehrlinge, der von dem presbyterianischen Generalmajor Brown angeführt werden sollte, zu verhindern70); doch eine größere Zahl von „apprentices“ begab sich nach dem Verlassen der Stadt zu Treffpunkten geplanter Aufstandsversuche in den naheliegenden Grafschaften. Da diese Pläne bereits aufgedeckt bzw. verraten worden waren, gerieten sie in Gefangenschaft 71). Der Großteil der Lehrlinge teilte das Mißgeschick der übrigen Verschwörer, das Clarendon folgendermaßen beschreibt: „The day itself [erg. des Aufstandes] was accompanied with very unusual weather ... The night before had an excessive rain, which continued all the next day, with so terrible a cold wind that the winter had seldom so great a storm that the persons who over England were drawing to their appointed rendezvous were infinitely dismayed and met with many cross accidents“ 72). Obwohl es nicht möglich ist, genau festzustellen, wie viele Lehrlinge sich an den dilettantischen Aufstandsversuchen beteiligten, dürfte feststehen, daß die Mehrheit der Lehrlinge mit „Booth’s Rising“ sympathisierte. Folgende Faktoren dürften dafür maßgeblich gewesen sein: Commonwealth und Protektorat hatten keine effektiven Maßnahmen zur „Demokratisierung“ des veralteten Gildenwesens ergriffen; nach der Enttäuschung der Hoffnungen auf eine Neuregelung des Lehrverhältnisses hatten die Maßnahmen zur „reformation of manners“ die in einem strengen Aufsichtsverhältnis stehenden Lehrlinge besonders betroffen. Das Verhalten der „apprentices“ stellt die erste Ausprägung einer Koalition dar, die in der englischen Geschichte der nächsten hundert Jahre eine bedeutende Rolle spielen sollte: Städtische Unterschichten und reiche, kon67) Vgl. Valerie Pearl London’s Counterrevolution in Aylmer Interregnum 41 passim. 68) CSPD 48 60. 69) BL MS. Rawlinson C 179 fol. 272 passim. 70) BL MS. Clarendon 63 fol. 166. 71) Underdown Conspiracy 266 f. 72) Clarendon Rebellion 6 118.