Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)

LAUBACH, Ernst: Karl V., Ferdinand I. und die Nachfolge im Reich

Karl V., Ferdinand I. und die Nachfolge im Reich 25 ren 124). Karls Besorgnis spiegelt sich in seiner Mahnung, Ferdinand möge besonders auf die Machenschaften des Landgrafen Philipp von Hessen achten, der anscheinend in dieser Hinsicht mit Frankreich zusammenar­beite 125). Man kann sie in den Wahl Werbungsinstruktionen erkennen, wenn die Notwendigkeit eines guten Einvernehmens zwischen dem Kai­ser und dem künftigen Römischen König betont oder sogar direkt gesagt wird, der Kaiser könne es nicht zulassen, „so ein ander der uns nahe nit verwandt, solle erweldt werden, der uns villeicht an unserer kay. wirdt Verhinderung zu tun understündt“ 126). Und als Karl Anfang 1530 von Italien aus im Rahmen einer ausführlichen Erörterung der politischen Lage, seiner Ziele und seiner Möglichkeiten, Ferdinands Wahl zu fördern, dessen Stellungnahme erbat, wie lange er sich mit seiner Krönung und mit der Reise ins Reich wohl Zeit lassen könne, warf er dabei die Frage auf, ob jene Gefahr durch eine längere Zeitspanne zwischen Kaiserkrö­nung und Ankunft im Reich vergrößert würde 127). Von Ferdinands Seite ist damals gerade auch unter Hinweis auf jenes Risiko auf Beschleunigung gedrängt und jede Verzögerung als verhäng­nisvoll dargestellt worden. Sein engster Berater, Bischof Bernhard Cles von Trient, orakelte Anfang Januar, wenn der Kaiser nicht käme, würden die Fürsten noch vor Sommer die Wahlfrage aufgreifen, wobei unter Um­ständen auch mehrere Parteihäupter erhoben werden könnten, während sein Erscheinen jene Reden von einem neuen Haupt gegenstandslos ma­che 128 129 * *). Ferdinands Antwort an Karl war differenzierter120): Er meinte, die wirksamste Förderung seiner Wahl sei zweifellos Karls baldiges Ein­treffen. Mit der Kaiserkrönung zu warten sei schon deshalb riskant, weil man nicht sicher sein könne, ob die Franzosen die Verträge hielten; wenn sie sie aber brächen, täten sie es gewiß im Einverständnis mit dem Papst. Darum dürfe die Krönung nicht verschoben werden. Eile Karl dann so­fort ins Reich, so würde den Plänen ihrer Gegner in der Glaubens­und der Wahlfrage der Boden entzogen. Gehe er dagegen erst nach Nea­pel — was Karl zur Diskussion gestellt hatte —, so werde jedermann glau­ben, daß die Reise ins Reich nicht erfolgen werde 13°), und käme es dann 124) Siehe oben Anm. 83 und Rodriguez Villa El emperador 349 f: Salinas an Ferdinand, 1527 März 11. 125) Korr. 2 343. Der Verdacht war begründet, vgl. RTA 7 1020 f. 126) Instruktionsentwurf an Trier (wie Anm. 88) fol. 219v. Allgemein auch in der Instruktion von 1529 (siehe Anm. 119/b). 127) 15 30 Januar 11 (Korr. 2 549—564, zu obigem bes. 563; ausführliches Re­ferat des Briefes bei Brandi Karl V. 1 236 ff). Im Zusammenhang damit stand die Entscheidung zwischen Bologna oder Rom als Krönungsort. Angaben über Burgos Bemühen in dieser Frage bei Pastor Päpste 4/2 383 Anm. 4. 128) Bucholtz Ferdinand I. 3 437, 429. 129) 1530 Januar 28 (Korr. 2 577—591, zu obigem bes. 588 ff; Referat bei Bucholtz Ferdinand I. 3 435 f). Vgl. auch Margarete Lebensaft Die Wahl Ferdinands I. zum deutschen König (phil. Diss. Wien 1937, ungedr.) 8. 13°) Schon am 13. Januar 1530 hatte Ferdinand geschrieben, manche im Reich glaubten nicht mehr an Karls Absicht zu kommen (Korr. 2 566).

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