Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)

LAUBACH, Ernst: Karl V., Ferdinand I. und die Nachfolge im Reich

Karl V., Ferdinand I. und die Nachfolge im Reich 21 ten 10ä). Auch hatte der Friede von Madrid keine Stabilisierung der ita­lienischen und europäischen Verhältnisse bewirkt, war er doch von dem französischen König gleich nach seiner Freilassung annulliert worden. Ferdinands wiederholte Vorstellungen bei Karl, wie nötig im Interesse der Christenheit angesichts der türkischen Gefahr der Frieden mit Frank­reich sei, blieben gegenüber den politischen Gegebenheiten völlig wir­kungslos 10fl). Und die Beziehungen zwischen Karl und dem Papst, den man doch für die Kaiserkrönung brauchte, waren 1526 mit dem An­schluß Clemens’ VII. an die Liga von Cognac und 1527 mit dem Sacco di Roma zweimal auf einen Tiefpunkt gesunken. Ferdinand war zwar zunächst der Meinung, man müsse die Zwangslage des in die Gewalt der Kaiserlichen geratenen Papstes dazu ausnutzen, das von Clemens immer noch nicht bewilligte Konzil jetzt durchzusetzen, damit der Kai­ser seinem Amt gerecht werde105 106 107). Aber die kaiserliche Politik wollte den Bogen nicht überspannen; man bemühte sich um einen Ausgleich mit dem Papst108). So wurden Friedensverhandlungen mit der Kurie eingeleitet, die sich wohl über ein Jahr hinzogen, aber schließlich den Weg zur Kaiserkrönung Karls frei machten. Ferdinand, dessen Interes­sen auf lange Sicht natürlich eine dauerhafte Verständigung zwischen Papst und Kaiser erheischten, war auf Karls Wunsch an den Friedens­gesprächen beteiligt worden109 * * * *). Wenn sich sein Gesandter Andrea da Burgo auch im allgemeinen zurückzuhalten hatte und allenfalls durch Hinweise auf die immer größer werdende türkische Bedrohung der Ge­biete Ferdinands indirekt zur Eile mahnteno), so soll er es doch ge­wesen sein — nach dem Bericht von Karls Vertreter Mai —, der schließ­lich mit Ausführungen über die Einstellung der habsburgischen Brüder zum Konzil eine entscheidende Schwierigkeit aus dem Wege räumte m). Mit dem Frieden von Barcelona wurde im Juni 1529 die Aussöhnung der beiden Häupter der Christenheit vollendet, und etwas später konnte der 105) vor allem die Spanier waren gegen die Reise nach Italien. Vgl. Bor- n a t e Historia vite 334 Anm. 5; Brandi Karl V. 1 223 f. 106) Korr. 2 31, 34, 87, 158. i°7) Ebenda 81 f, 87: Ferdinand an Karl, 1527 Mai 30 und 31. Vgl. Brandi Karl V. 2 184; Heinrich Lutz Christianitas afflicta (Göttingen 1964) 19. 108) Dazu Hubert J e d i n Geschichte des Konzils von Trient 1 (Freiburg i. Br. 21951) 193 ff; Peter Rassow Die Kaiseridee Karls V. (Berlin 1932) 22. — Bezeichnend, daß Karl Ferdinands Konzilsdrängen mit einem mageren Satz beantwortete: 1527 August 27 (Korr. 2 112). io») Die Aufforderung Karls an Ferdinand in Korr. 2 180 f. no) Herr Dr. Gerhard Rill, Wien, hatte die Güte, für mich die Weisungen Ferdinands an Burgo zu kontrollieren, wofür ihm auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei. ui) Dazu Baumgarten Karl V. 2 690 f; Brandi Karl V. 2 198; J e d i n Konzil von Trient 1 194 f; Müller Römische Kurie 75. Ludwig von Pastor Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters 4/2 (Freiburg i. Br. 1907) 357 Anm. 2 hat Bedenken gegen Mais Bericht.

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