Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)
LAUBACH, Ernst: Karl V., Ferdinand I. und die Nachfolge im Reich
Karl V., Ferdinand I. und die Nachfolge im Reich 17 auf Gründe für den baldigen Aufbruch des Bruders nach Italien und ins Reich zu sprechen80). Grundsätzlich neue Gesichtspunkte findet man dabei freilich nicht. Zur Ordnung der italienischen Verhältnisse bot er jede ihm mögliche Unterstützung an. Das Anwachsen der lutherischen Bewegung und die wachsende Türkengefahr gaben wiederholt Anlaß, die Anwesenheit des Kaisers im Reich als erforderlich zur Verteidigung des Glaubens nach innen und außen darzulegen 81). Im Interesse der wirksamen Türkenabwehr trat Ferdinand für einen schnellen und dauerhaften Friedensschluß zwischen den christlichen Herrschern ein82), zumal der Friede ja auch Voraussetzung für Karls Kaiserkrönung war. Ferner berichtete er mehrmals von Umtrieben von französischer oder protestantischer Seite, die die Wahl eines anderen Römischen Königs zum Gegenstand hätten 83). Bei Karl jedoch scheint trotz Ferdinands Versicherungen die Sorge wachgeblieben zu sein, der Bruder könne sich schon zu weit mit den Kurfürsten einlassen. Sowohl vor dem für November 1525 nach Augsburg ausgeschriebenen Reichstag — der nicht zustandekam — als auch vor dem im Frühjahr 1526 in Speyer zusammentretenden Reichstag erinnerte er Ferdinand an seinen Standpunkt, in der Wahlsache bis nach seiner Kaiserkrönung stillzuhalten 84). Ferdinand sah sich zu einer Wiederholung seines prinzipiellen Einverständnisses veranlaßt85). Doch allem Anschein nach nahm er es mit der Einhaltung nicht so genau, soll er sich doch schon Ende September 1525 durch Vermittlung des Pfalzgrafen Friedrich der finanziellen Hilfe des Hauses Fugger für seine Königspläne versichert haben 86). Und auch während des Reichstages ist das Thema nicht unberührt geblieben. Leider ist nicht bekannt, mit welchen Argumenten es Ferdinand damals gelungen ist, sich die Kurstimme des Erzbischofs Richard von Trier zu sichern und diesen Mann, der bisher meist dem Lager der Gegner des 80) Z. B. Korr. 1 323, 359, 457 f. 81) Ebenda 323, 359, 431, 437. Vgl. Paula Sutter-Fichtner Archduke Ferdinand and the Battle of Mohács in Austrian History Yearbook 2 (1966) 12, 14. 82) Korr. 1 130 f, 458, 470. 83) Ebenda 285, 507 (1526 Dezember 31); ferner RT A 7, bearb. v. Johannes Kühn (Göttingen 21963) 346: Ferdinand an Salinas, 1528 Mai 15. 8i) Korr. 1 340: Karl an Ferdinand, 1525 Oktober 31; ebenda 367: dgl. 1526 Februar 2/9. Die Wendung ist beide Male wörtlich dieselbe. Vgl. Bau m- garten Karl V. 2 551; Friedensburg Reichstag zu Speier 42 Anm. 2 sowie 43 Anm. 1. 85) 1526 März 20 (Korr. 1 373). 86) Götz Freiherr von P ö 1 n i t z Anton Fugger und die Römische Königswahl Ferdinands I. in Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 16 (1951) 319; dsbe Anton Fugger 1 (Tübingen 1958) 80, leider ohne detaillierte Belege. Vgl. auch Sigmund R i e z 1 e r Geschichte Baierns 4 (Gotha 1899) 200 Anm. 4. Mitteilungen, Band 29 2