Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

WELTIN, Max – ZWANOWETZ, Georg – HAAS, Hanns: Sammelreferat. Neue Forschungen zur Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte Österreichs

Sammelreferate 455 stimmte landesfürstliche Rittergeschlechter schon um 1200 feststellen zu können (Herren und Ritter 44). Typisch für den herzoglichen Ritter sei dabei der Besitz rechter landesfürstlicher Le­hen, ähnlich wie die Herrschaft zu Eigen für die Landherren typisch sei (ebenda 51 f). Wichtig sei dann auch, daß herzogliche Hofämter in der ersten Hälfte des 13. Jahrhun­derts in der Hand von Adelsgeschlechtern nachzuweisen seien, die offensichtlich zur Gruppe der „milites et militares“ gehörten. F. führt dabei die Dobra, Hüttendorf, Por- rau, Tribuswinkel und Walterskirchen an, deren einzelne Familienmitglieder als „ca­merarii“ oder „pincernae“ tätig gewesen seien (ebenda 52). Dabei hätten die Walters­kirchner von Anfang an als Ritter gegolten, die Porrau, Dobra und Tribuswinkel wä­ren abgestiegene Ministerialen gewesen, die 1161, 1192 und 1196 noch eindeutig unter den landesfürstlichen Dienstmannen zu finden seien. Albero von Dobra werde noch 1212 ausdrücklich als „ministerialis Austrie“ bezeichnet, sein Bruder Hartnit habe ja die Kamptalherrschaft Dobra besessen. 30 Jahre später trete aber sein Sohn Dietrich der Schenk von Dobra mehrmals unter landesfürstlichen Rittern auf (ebenda 53). Überprüfen wir die Urkunden, auf die F. seine Behauptungen stützt, so ge­langen wir zu folgenden Ergebnissen: Otto von Walterskirchen ist erstmals im November 1239 in der Umgebung des Herzogs zu finden (BUB 2 184). Zugleich mit ihm sind genannt: Heinrich und Ulrich von Haß­bach, Ulrich von Hüttendorf, Cholo von Frauenhofen, Wernhard und Heinrich Preußl sowie Meinhard Tröstei. Die nächste Nennung datiert vom Oktober 1241: in der Zeu­genreihe stehen Anshalm von lusting, Heinrich der Schenk von Haßbach, Heinrich und Wernhard die Preußl, Cholo von Frauenhofen, Meinhard Tröstei, Otto von Walterkir­chen, Ludwig von Netting, Wolfher Schine und Weighart von Spitz (BUB 2 237). 1242 finden wir Otto von Walterskirchen zugleich mit Anshalm von lusting, Wolfger von Porrau, Dietrich von Dobra und anderen in einer herzoglichen Urkunde (BUB 2 255). Wolfker von Porrau — er ist derjenige Porrauer, der nach F. in den Ritterstand abge­stiegen sein soll - finden wir erstmals 1232 in einer landesfürstlichen Urkunde (BUB 2 133). Das nächste Mal 1236 zugleich mit Ulrich von Himberg, Ulrich von Kierling, Heinrich von Hagenberg und anderen (BUB 2 167). 1240 steht Wolfker zwischen Hein­rich von Haßbach und Leutold von Pettau und noch weit vor Albero von Kuenring (BUB 2 205). 1242 lautet die Reihung Heinrich von Brunn, Cholo von Frauenhofen, Ul­rich von Kierling, Wolfker von Porrau, Otto von Walterskirchen camerarius (BUB 2 253), 1243 Wolfker von Porrau, Otto von Walterskirchen camerarius und Dietrich von Dobra pincema (BUB 2 259) und noch im selben Jahr Heinrich von Haßbach pincerna, Heinrich von Kreuzenstein, Wolfker von Porrau, Ulrich von Hüttendorf, Cholo von Frauenhofen, Otto von Walterskirchen camerarius und Dietrich von Dobra pincerna (BUB 2 264). Ein letztes Beispiel noch von 1244: neben Anshalm von lusting, Heinrich von Brunn, Heinrich von Haßbach, Konrad von Zagging, dem iudex curie nostre (sc. ducis), Cholo von Frauenhofen, Otto von Walterskirchen und Dietrich von Dobra steht auch Wolfker von Porrau (BUB 2 281). Einen weiteren dieser angeblich Abgesunkenen, Ulrich von Hüttendorf, finden wir erstmals 1234 als camerarius in einer herzoglichen Urkunde (BUB 2 155). Ab 1239 tritt er besonders häufig auf und zwar immer innerhalb des Personenkreises, der sich in den bisher angeführten Urkunden herauszukristallisieren begann. So ist er etwa 1240 Zeuge zugleich mit Konrad von Himberg, Konrad von Zagging und Heinrich von Schwarzensee; hinter ihm erscheint dann erst Albero von Kuenring (BUB 2 199). In unserem Zusammenhang ist erwähnenswert, daß Ulrich von Hüttendorf der Vater Ka- dolts von Wehing gewesen ist - eines der bedeutendsten österreichischen Ministerialen während der Regierung Ottokars II. Premysl. Das bisher Gesagte gilt auch für Dietrich von Dobra. 1242 ist er erstmals in der Umgebung des Herzogs nachweisbar; zusammen mit dem vir nobilis Anshalm von lusting, Otto von Walterskirchen, Konrad von Zag­

Next

/
Oldalképek
Tartalom