Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

MECHTLER, Paul: Die Anfänge der Phototechnik im österreichischen Archivwesen

DIE ANFÄNGE DER PHOTOTECHNIK IM ÖSTERREICHISCHEN ARCHIVWESEN Von Paul Mechtler Die vielfältige Problematik der Verwendung photographischer Hilfsmittel in mitteleuropäischen Archiven ist wohl zum ersten Mal in einem größeren Um­fang im Herbst des Jahres 1950 am Deutschen Archivtag in Landshut zu Tage getreten; zu den wenigen Teilnehmern aus Österreich zählte auch der damalige Staatsarchivar Dr. Walter Goldinger. Heinz Lieberich stellte in sei­nem Referat fest, daß die Breitenwirkung der neuen Errungenschaften Pho­tokopie und Mikrophotographie in wissenschaftlichen Anstalten infolge des Zweiten Weltkriegs bis zu diesem Zeitpunkt nicht allzu erheblich gewesen sei '). Aus einer Umfrage ging hervor, daß damals erst zehn Archive in West­deutschland regelrechte Aufnahmegeräte besaßen* 2). Ähnlich lag die Situa­tion in Österreich; dieser Fragenkomplex stand auch einige Wochen später auf der Tagesordnung der Besprechung von Archivleitern in Wien. Gerade die Jahrhundertmitte ist also als Anfangspunkt einer immer stürmischer werdenden Entwicklung auf diesem Gebiet anzusehen. Im folgenden soll nun versucht werden, eine Darstellung über die Anwen­dung photographischer Geräte im österreichischen Archivwesen zu geben, wobei selbstverständlich auch die parallele Entwicklung bei ähnlichen Insti­tutionen im In- und Ausland berücksichtigt wird. Bis zur Anschaffung von technischen Geräten aller Art müssen immer erst generell vier Vorbedingun­gen erfüllt sein: Erfindung, kommerzielle Auswertung, Kenntnisnahme und Prüfung durch den dazu berufenen Personenkreis und schließlich Bewilli­gung der erforderlichen Geldmittel durch die Vorgesetzten Behörden. Im Laufe der verflossenen Jahrzehnte wurden die jeweiligen Zeitspannen zwi­schen den einzelnen Phasen immer kürzer. Es ist natürlich, daß neu gegründete Institute auch andere Methoden in ver­schiedenen Beziehungen zur Anwendung bringen. Nach dem Muster der 1821 gegründeten École des Chartes in Paris ist im Jahre 1854 in Wien das Institut für österreichische Geschichtsforschung ins Leben gerufen worden. In der Zwischenzeit hatte seit 1839 die erste Entwicklungsstufe der Photographie durch die Möglichkeit der Herstellung von Kopien aus Negativen und durch ') Rechtsfragen zum Problem Archive und Dokumentation in Archivalische Zeit­schrift 47 (1951) 53-78; Bernhard Vollmer Die Photographie und Mikrophotographie als Hilfsmittel der Archive, ebenda 211-216. 2) (Hermann) Meinert Archive und Dokumentation in Der Archivar 4 (1951) 26.

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