Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Geschichte der Arbeiterbewegung

470 Literaturberichte ergibt sich hier die Feststellung, daß das im Kriegsbuch niedergelegte Re­formwerk „zeitnah“, die Edition somit durchaus gerechtfertigt ist. Die Herausgabe des Werkes selbst war alles andere als einfach, denn das, was man gemeinhin als das Kriegsbuch des Johann von Nassau ansprach, waren drei, bei genauer Hinsicht völlig ungeordnete Schriftenbände im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, die nicht nur erst mühsam geordnet, sondern vor allem ergänzt werden mußten. Es zeigten sich näm­lich beträchtliche Lücken, die zu schließen nur dadurch möglich war, daß Bestände anderer Archive und letztlich Überlieferungen wie jene des Johann Jacobi von Wallhausen herangezogen wurden. Was nunmehr vor­liegt, ist das mosaikartig wieder zusammengesetzte Kriegsbuch, das erst durch seine quellenkritisch einwandfreie Edition eine wirklich verwend­bare Geschichtsquelle geworden ist. Manfried Rauchensteiner (Wien) Die gelehrte Welt des 17. Jahrhunderts über Polen. Zeitgenössische Texte, hg. von Elida Maria S z a r o t a. Historische Einführung, Einleitungen und Anmer­kungen von Adam K e r s t e n. Europaverlag, Wien—München—Zürich 1972. 872 S., 72 S. Anm, illustr. Hier wurde des Guten zu viel getan: Bei allem Interesse, das der mittel- und westeuropäische geschichtlich und kulturgeschichtlich orientierte Le­ser für Polens Bedeutung im 17. Jahrhundert aufbringen kann oder soll, ist doch zu fragen, wem es wohl gelingt, sich durch diesen dickleibigen Band durchzuarbeiten, ohne dabei jegliche Bereitschaft, informiert zu werden, zu verlieren. Damit wird nicht am Zweck dieser Veröffentlichung gezweifelt, aber einiges gegen das „Wie“ und „auf welche Weise“ einge­wendet. Das Ziel, das der Hgn vor Augen schwebt, ist durchaus begrüßens­wert, die Methode, mit deren Hilfe dieses Ziel erreicht werden soll, wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zum Erfolg führen. Sz., eine bekannte Spezialistin für barocke Literaturgeschichte, will ihre reichen Kenntnisse auch der weniger beachteten Literaturgattungen wie Memoiren, Tagebücher und Relationen dazu nützen, einer breiteren, nichtpolnischen Leserschicht einen Abschnitt der großen polnischen Ver­gangenheit, präzise gesagt den Zeitraum von 1587 (Regierungsbeginn Sigismunds III.) bis 1696 (Todesjahr Johanns III. Sobieski), durch die Aus­sagen von Zeitgenossen näher zu bringen. Daß in der Begründung ihres Vorhabens Sz. Polen im 16. Jahrhundert politisch und kulturell mit der Rolle Frankreichs in dieser Zeit gleichsetzt, mag etwas übertrieben sein; daß — abgesehen von Fachleuten der osteuropäischen Geschichte — das Wissen über Polen gering ist, ist nicht zu leugnen: Jede fundierte Publi­kation, die unsere Wissenslücken verringert, ist daher dankbar aufzuneh­men. Das gilt auch für Szs Edition, die mit einem ungeheuren Arbeitsauf­wand ein Pensum bewältigt, für das jahrelange mühevolle, zeitraubende und intensivste Beschäftigung notwendig ist. Aber es ist zu fürchten, daß man das Verdienst der Hgn nicht in dem ihr gebührenden Maß würdigt, weil man in der Masse der vorgeführten Texte ertrinkt.

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