Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Geschichte der Arbeiterbewegung

Rezensionen 471 Es ist allerdings imponierend, wenn man schon bei der Durchsicht des „Autorennachweises“ (S. 805—825) feststellt, wie präsent das Polen dieser Epoche der europäischen Geisteswelt war: Ärzte, Dichter, Diplomaten, Historiker, Juristen, Offiziere, Schriftsteller, Staatsmänner und geistliche Würdenträger, darunter z. B. Simon Dach, Wilhelm Leibniz, Martin Opitz, hat dieses Land fasziniert, angezogen oder zumindest beschäftigt. Einer­seits suchte man die von den anderen europäischen Staaten so verschie­denartige polnische Adelsrepublik bzw. Geschichte und Politik dieses Staates zu untersuchen, der die führenden Erbmonarchien immer wieder anlockte, einen Kandidaten für die Königswahlen aufzustellen oder zu­mindest auf die Wahl Einfluß zu nehmen —, andererseits wurde hier be­reits der Reiz des Exotischen empfunden, das den Osten in den Augen des westlichen Europa umgibt. Selbstverständlich sind daher nicht alle Bei­träge über Polen von gleicher Qualität. Auf der Kenntnis polnischer Rechts- und Geschichtsquellen beruhende sachliche Ausführungen stehen neben publizistischen, mit märchenhafter Übertreibung ausgeschmückten Elaboraten. Gerade diese weite Vielfalt der Berichterstattung macht das Bild über Polen so bunt, — für den Geschmack jedes Lesers ist gesorgt. Das Ordnungsprinzip, das die Hgn ihrer Textauswahl zugrunde legt, ist geeignet, möglichst viele der von den unterschiedlichsten Absichten ge­tragenen Autoren zu Wort kommen zu lassen. Teil I mit dem Titel „Respublica Polonica“ (S. 31—196) bietet wie eine Einführung Einblicke in die Regierungs- und Verwaltungsformen, in Geschichte, Geographie, Wirtschaft, Handel und die soziale Struktur Polens. Nach diesen allge­mein informierenden Quellenstellen widmet sich der zweite Abschnitt (S. 199—446) einem speziellen Aspekt, den Königswahlen und den Per­sönlichkeiten der einzelnen Könige. Im dritten Teil („Innere und äußere Kriege“ S. 449—684) mußte die Selektion besonders sorgfältig getroffen werden, damit die Geschichte der zahllosen Kriege nicht den Rahmen sprengte. So wurden drei Schwerpunkte mit den Kosaken- und Schweden­kriegen unter Jan Kasimir und den Türkenkriegen unter Johann III. Sobieski gesetzt, dessen entscheidendem Mitwirken bei der Entsetzung Wiens 1683 der Ausschnitt aus der 1684 in Linz gedruckten Schrift des kaiserlichen „General-Veld-Kriegs-Auditors“ Johann Peter von Vaelcke- ren (S. 670—677) keineswegs gerecht wird. Warum Sz. sich darauf be­schränkte, lediglich den Ablauf des höfischen Zeremoniells wiederzuge­ben, ist nicht verständlich. Mit einem kulturgeschichtlichen Teil über Städte- und Festbeschreibungen (S. 687—802) — wobei vor allem die drei bekanntesten Städte Danzig, Warschau und Krakau herausgegriffen wer­den — endet die Edition, der im Anhang ein Autorennachweis (S. 805— 825), eine Bibliographie (S. 827—834) *), ein Namensregister (S. 835—858) und ein dreisprachiges Verzeichnis geographischer Namen (S. 859—861) angeschlossen sind. Mit allen ihren Anspielungen auf zeitgenössische Personen und Ereignisse wären die abgedruckten Werke ohne historischen Kommentar unverständ­i) Der Titel ist nicht glücklich gewählt, denn es handelt sich nicht um umfassende Literaturnennungen zu Autoren und Werken, sondern um die exakte Zitierung der wiedergegebenen Quellen.

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