Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung

78 Gernot Heiß Nachdruck — für Maria und gegen Ferdinand Stellung nahm. Die persön­liche Politik der Königin ist in enger Verbindung mit ihrer Tätigkeit in den Niederlanden zu sehen, wo ihre Schulden im Dienste Karls gewach­sen waren, sodaß sie sich Ende 1535 mit Forderungen sowohl an Karl als auch an Ferdinand wenden mußte 46). Ihre finanzielle Lage wurde noch schwieriger, als 1536 der Krieg mit Frankreich wieder aufflammte und Karl die Bemühungen der Statthalterin um eine Neutralität der Nieder­lande (wie 1528) zurückwies, ihr aber dann auch nicht das benötigte Geld sandte47). Mit Ferdinand sollten Ulrich von Eytzing, Hans Paumgartner aus Augs­burg und Rupert Haller über die alten Forderungen verhandeln, und Maria wies darauf hin, daß sie jetzt selbst in Geldverlegenheit sei, da Karl ihr einen prunkvollen Hof, nicht aber das Geld zu dessen Unterhalt ge­geben habe 4S). Sie ersuchte Karl, ihre neapolitanischen Renten verkaufen zu dürfen oder wenigstens termingerecht daraus bezahlt zu werden 49). Vor allem aber forderte sie nun die Tilgung ihrer Ansprüche aus den Testamenten des Vaters, des Großvaters Maximilian I. und der Tante Margarete50); insbesondere bezog sie sich auf das Testament Philipps I. von 1505, in dem dieser jeder seiner Töchter eine Mitgift von 200.000 Gold­scudi vermachte51), eine Verpflichtung, die Karl zu erfüllen übernom­men hatte 52). Im Winter 1521/22 verlangte Ferdinand bei den Verhand­lungen in Brüssel53) von Karl die Mitgift Marias, denn es war in den Verträgen von 1515 festgelegt worden, zwar jeder der beiden Bräute eine «) Instruktion Marias an Karl, s. d. (vor 1535 Jänner 16): HHStA Ungarn 346, s. d., fol. 60 f; Karl an Maria, 1536 Jänner 16 Neapel: Kopie im HHStA Familienakten 8, ed. Lanz Correspondenz 2 (1845) 209f (aus Brüssler Überlieferung); Maria an Ferdinand, 1535 November 15 Brüssel: Kopie im HHStA Ungarn 343 fol. 257—262. u) Maria drohte auch mit dem Rücktritt: Henri Pirenne Histoire de Belgique 3 (Brüssel »1923) 112. 48) Maria an Ferdinand, 1535 November 13 Brüssel: Konzept im HHStA Belgien PA 27 fol. 91 f; Maria an Ferdinand, 1535 November 15 Brüssel: Kopie im HHStA Ungarn 343 fol. 257 ff. 4») Instruktion Marias an Karl, s. d. (vor 1535 Jänner 16): HHStA Ungarn 346, s. d., fol. 60 f. 50) Karl an Maria, 1536 Jänner 16 Neapel: Kopie im HHStA Familienakten 8, ed. L a n z Correspondenz 2 209 f (wie Anm. 46). 51) Auszug des Testamentes Philipps I.: HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 322; vgl. „Testamentaria dispositio Philippi regis Castelliae et hinc exortae actiones inter Carolum V., Ferdinandum I. et Mariam reginam Hungáriáé“, s. d.: HHStA Hs. Bl. 380, 48 fol. Zur Umrechnung: Goldscudo = Krone; 200.000 Gold­scudi = über 300.000 rh. fl. (vgl. Aufstellung der Forderungen Marias an Ferdi­nand, s. d. [Ende 1547]: HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 664 f). s2) „Testamentaria dispositio“ etc.: Karl habe im Dezember 1521 u. a. die Bezahlung der Mitgiften an die Schwestern übernommen; vgl. Instruktion Marias an Karl, s. d. (1535?): Auszug im HHStA Ungarn 346, s. d., fol. 59. 53) Vgl. Wilhelm Bauer Die Anfänge Ferdinands 1. (Wien 1907) 152.

Next

/
Oldalképek
Tartalom