Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung
Besitzungen der Königin Maria (1505—1558) 79 Mitgift von 200.000 Dukaten (= ung. fl. = 250.000 rh. fl.) auszusetzen, diese aber bei Einhaltung der Verträge nicht auszubezahlen, weil sich die beiden Beträge kompensierten. Maria und Anna sollten aber als Gegenmitgift Einnahmen mit einem Jahresertrag von mindestens 25.000 Dukaten bekommen 54). Da deshalb Ferdinand die Versorgung Annas vollständig aus den Erblanden tragen mußte, ohne eine Mitgift zu erhalten, erklärte sich Karl am 10. April 1522 bereit, an Ferdinand die 200.000 Dukaten zu bezahlen55) und trat ihm am 7. April 1524 eine Forderung an die Republik Venedig 56) von 200.000 Dukaten ab; dazu sei er — hieß es in der Begründung — durch die Ehe zwischen Ludwig und Maria verpflichtet57 58). Diese Schuld der Signoria blieb jedoch uneinbringlich, auch nachdem sie im Friedensvertrag von Bologna am 23. Dezember 1529 erneuert worden war5S) und Karl den Bruder nochmals darauf verwiesen hatte59). Von diesem Anspruch überließ Ferdinand in Linz am 1. März 1531 der Schwester zur Abdeckung eines Teils ihrer Schulden an Verschiedene 30.000 rh. fl.60). woraus eine weitere, nie getilgte Forderung Marias gegen Ferdinand entstand 61 *). 54) Vorvertrag zwischen Wladislaw II. und dem Bevollmächtigten Maximilians I. Kardinal Matthäus Lang, 1515 Mai 20 Preßburg: HHStA Familienurkunde 974 A, ed. Pray Annales 5 367 f; Vertrag zwischen Maximilian I. und Wladislaw II., 1515 Juli 22 Wien: HHStA Familienurkunde 976 A, ed. Pray Annales 5 381 ff. 55) Ferdinand bevollmächtigt seinen Kämmerer Martin de Salinas zur Übernahme der 200.000 Dukaten, die Karl sich am 10. April 1522 in Brüssel zu zahlen verpflichtete, 1522 April 22 Maastricht: Or. im HHStA Familienurkunde 1162; vgl. Bauer Anfänge 152. 56) Forderung auf Grund des Bündnisses von 1523 Juli 29, das jedoch bereits wieder durch das Bündnis zwischen Venedig, Papst, Mailand, Ferrara, Florenz und Frankreich gegen den Kaiser von 1524 Dezember 12 hinfällig wurde: Heinrich Kretschmayr Geschichte von Venedig 3 (Stuttgart 1934) 11. 57) Urkunde Karls, 1524 April 7 Burgos: Or. im HHStA Familienurkunde 1175. 58) Kretschmayr Geschichte von Venedig 3 19. 59) Karl an Ferdinand, 1531 Jänner 13 Aachen, ed. Wolfram-Thomas Korrespondenz 3 ff. so) Urkunde Ferdinands, 1531 März 1 Linz: Or. im HHStA Ungarn 343 fol. 116, Kopien ebenda fol. 105 ff und HHStA Familienurkunde 1211. Diese Urkunde ist deshalb besonders interessant, weil hier von einem Vergleich zwischen Ferdinand und Maria gesprochen wird: „Nachdem wir uns in diesen tagen mit der durchleuchtigen furstin, unser freuntlichen lieben swester frauen Maria zu Hungern, Behaim etc. konigin witib der shulden halb, so wir irer lieb zu tun gewest, vergleicht, und ir lieb uns bericht, das ir lieb etlichen partheyen ain suma gelts schuldig belieben und damit ir lieb solcher anvordrung und shulden halber ledigen mug ...“. Darauf bezieht sich auch Ferdinand später und behauptet, ihr diese Anweisung nur gegeben zu haben, um Marias Abreise ohne Schwierigkeiten von seiten der Gläubiger zu ermöglichen, nicht jedoch, da er noch Schulden an sie gehabt hätte; Entgegnung Ferdinands auf Marias Forderungen, s. d. (1540/41): siehe oben S. 71 Anm. 54. Gegen den Vergleiche