Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung
Besitzungen der Königin Maria (1505—1558) 77 die sie ausschließlich in Österreich ausgebe, in Kremnitz nur in „Dreyern“ geprägt würden40). Auch den Schaden, den sie durch dieses Verbot bei den Dreißigstämtern habe, weil ihre Beamten die ungarische Münze als vollwertig annehmen müßten, werde sie bei einer Abrechnung dieser Einkommen auf Ferdinand überwälzen41). Ferdinand mußte bei diesem Erlaß bleiben, wollte der Schwester aber behilflich sein42 *). Schließlich führte sie ihren Kammergewinn in Silber aus Ungarn und ließ die Münzen in Wien prägen4S * * *). Insofern es also für Ferdinand günstiger oder zumindest nicht von Nachteil war, wenn Maria ihre Witwengüter und Einnahmen behielt (denn ihrer Parteinahme war er sicher und außerdem konnte er teils recht frei über ihre Besitzungen verfügen44)), unterstützte er sie. Gleichzeitig bemühte er sich aber auch auf Betreiben seiner ungarischen Räte und der ungarischen Stände, die Güter und Einkommen der Königin-Witwe für die ungarische Kammer zurückzubekommen. Die Ungarn hatten kein Verständnis dafür, daß die besten königlichen Einnahmen ihres Landes zur Regierung der Niederlande verwendet wurden, und sie forderten am Reichstag in Preßburg im November 1536, daß Ferdinand mit Maria über ihre Güter und Einkommen, die Bergstädte und Bergwerke, die Burgen und Beamten, den Preßburger Dreißigstzoll und den Zehent des Bistums Raab verhandeln solle, die die Königin-Witwe unrechtmäßig innehabe, ebenso über die 200 Reiter, die sie zur Verteidigung des Landes bereitzustellen verpflichtet sei 45). Ferdinand konnte sich jedoch nicht entschließen, die ungarischen und österreichischen Besitzungen der Königin einfach einzuziehen; die Forderungen der Stände verwendete er jedoch als Druckmittel gegen die Schwester in den Verhandlungen mit ihr und ihren Beamten. Er mußte freilich auf die Statthalterin und insbesondere auf den Kaiser Rücksicht nehmen, der in diesen Streitfragen meist — wenn auch nicht mit besonderem 4(l) Petition Eytzings und Wackins an Ferdinand, 1534 Februar 12 Prag: Kopie im HHStA Ungarn 343 fol. 230 ff. 41) Maria an Ferdinand, 1534 August 6 Gent: Or. im HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 292 ff; vgl. Marias Räte an Ferdinand, s. d.: ebenda fol. 289. 42) Antwort Ferdinands auf die Petition Eytzings und Wackins, (1534 Februar 11 Prag): Or. im HHStA Ungarn 343 fol. 215 f und 228 f; Ferdinand an Eytzing und Wackin, 1534 Februar 18 Prag: Or. ebenda fol. 234 und 247. 43) Bericht der Kommission in den Bergstädten von 1535 August 22 Altsohl: HKA Verm. ung. Gegenstände 2 fol. 114/140-257 (Maria habe als Kammergewinn 1534 925 Mark, und 1535 bereits 670 Mark lll/2 Piset lölötiges Silber ausgeführt und in Wien ausmünzen lassen). 44) Über ihre Besitzungen in den Komitaten Bereg und Máramaros wie auch bei der Neuordnung des Dreißigstzolles 1531; vgl. den zweiten Teil dieser Arbeit. 45) Reichstagsbeschluß 1536 November 19 Preßburg, Art. 44, ed. Schmidt Berggesetze Ungarn 1 116 f; vgl. zum Verhalten der ungarischen Kammerräte gegenüber Maria: Maria an Ferdinand, 1535 Juli 20: Auszug im HHStA Familienakten 8.