Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
NECK, Rudolf: Sammelreferat. Geschichte der Arbeiterbewegung
554 Literaturberichte dorfer. Eindrucksvoll ist die diesbezügliche Bescheidenheit Lhs, der im Begriff war, dieses monumentale Werk zu bewältigen. In den zwei ersten der sechs Beiträge zur Themengruppe Quellenkunde berichtet der Autor von Entdeckungen schriftlicher Quellen: Zum Anonymus Leobiensis hatte er im Kremser Stadtarchiv Fragmente gefunden, die auf die Gegend von Wien als Ursprungsraum schließen lassen (1960). Das Viridarium imperatorum et regum Romanorum konnte Lh. als bisher unbekanntes Hauptwerk des Dietrich von Niem der Akademie vorstellen (1948). Es wurde später von Karl Pivec ediert. Eigenheiten der Geschichtsschreibung Ebendorfers gaben zu Beobachtungen auf breiterer Ebene Anlaß: So entstanden die Festschriftaufsätze Über das Anekdotische in spätmittelalterlichen Geschichtswerken Österreichs und Über metrische Einlagen in spätmittelalterlichen Geschichtswerken, die hier wiedergegeben sind. Dann folgen zwei schöne, mit Bildbeilagen versehene Studien an musealen Quellen. Über die mit Bruno Thomas gemeinsam durchgeführte Untersuchung des Wappendekors an dem österreichischen Lehensschwert in der weltlichen Schatzkammer (Die Prunkschwerter Kaiser Maximilians I. in Wien und Kopenhagen) war der Be- nicht ursprünglich in Kopenhagen in dänischer Sprache erschienen. Hier werden die beiden von Lhotsky verfaßten Abschnitte V und VI im deutschen Originaltext abgedruckt, in denen der Autor sich mit vergleichbaren heraldischen Denkmalen Maximilians I. befaßt und hiebei einen Überblick über die Herrschaftrechte und -ansprüche der Habsburger bis zu dieser Epoche gibt. Mit vollem Recht ist diesen beiden Abschnitten auch das Kapitel VII angeschlossen, das zwar von Bruno Thomas verfaßt wurde, aber das gemeinsame Forschungsergebnis, die schwierige Identifizierung der 92 Wappen des Prunkschwertes, bietet. Es folgt die hübsche kleine Studie über Ein Schief er tafel-P oly ptichon im Kunsthistorischen Museum, das Ferdinand I. zugeordnet und annähernd datiert werden konnte. Die in spanischer Sprache auf den Schiefertäfeichen noch sichtbaren Notizen konnten zum Teil entziffert und das Bild auf dem Deckel auf die Prager Burg gedeutet werden. Eine Reihe guter Abbildungen illustriert diese beiden Studien. Während die beiden ersten Themengruppen auf die Werke des Autors zur Österreichischen Historiographie und Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs, dem Programm dieser Publikation entsprechend, in etwa hinweisen sollen, gilt die dritte Themengruppe unter dem Titel Wissenschaftsgeschichte in erster Linie der Bibliotheksgeschichte. Der Handschriftensammlung und den gedruckten Bücherschätzen der Wiener Palatina verdankte er seine phänomenale mittelalterliche Quellen kenn tnis, ihr galt sein starkes Interesse. Aber die hier an erster Stelle gereihten Studia Neuburgensia aus dem ersten Band des Jahrbuches des Stiftes Klosterneuburg zeigen, wie intensiv sich Lh. auch mit dieser Bibliothek befaßt hatte, so daß sie ihm Zeugnis und Maßstab der Wissenschaftspflege im spätmittelalterlichen Niederösterreich sein konnte. Einzeluntersuchungen befassen sich mit der Bibliothek des Bischofs von Wien Dr. Johannes Fabri (1530—1541), deren Katalog Lh. entdeckt hatte, -— sie war zum Großteil auf Umwegen in die Hofbibliothek gelangt —