Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704
Süddeutscher Feldzug 1704 155 Schrift unter sein Projekt zu setzen, sollte dessen Ernsthaftigkeit unterstreichen 3ä). Der Erfolg dieser Methode stellte sich auch sofort ein. Die seemächtlichen Gesandten waren überzeugt, daß in den Observations Eugens geheimste Gedanken enthalten wären. Nicht ein einziges Mal ist daher in ihren Berichten von einer Belagerung Landaus durch Marlborough die Rede. „Et le Prince Eugene,“ schreibt Bruyninx sogar, „serait inconsolable, si Ton ne se laissait disposer chez nous a cette expédition [Mosel] pour l’ouverture de la Campagne“ 36). Dafür aber, daß Eugen in Wirklichkeit auch eine Operation Marlboroughs am Oberrhein ernsthaft in Erwägung zog, spricht nicht nur das kaiserliche Schreiben vom 13. Februar, in dem Graf Wratislaw beauftragt wurde, auf einen Einsatz Marlboroughs an der Mosel oder am Rhein hinzuarbeiten, sondern auch Wratislaws Bericht vom 4. März, in dem er darauf hinweist, daß er Eugen über eine Belagerung Landaus durch Marlborough geschrieben habe37). Nach all dem Gesagten läßt sich die Haltung des engsten Kreises um Kaiser Leopold in diesen Februartagen dahingehend zusammenfassen, daß es vor allem auf eine baldige Unterwerfung Bayerns ankam, die man mit Hilfe eines Generalangriffes fast aller verfügbaren kaiserlichen und Reichstruppen zu erreichen hoffte, während man den Seemächten die Aufgabe zudachte, mittels einer Diversion an Mosel bzw. Oberrhein dieses Unternehmen zu decken. VII Nicht nur in Wien glaubte man, die Zustimmung der Generalstaaten eher zur Mosel als zum Oberrhein zu erhalten. Auch Marlborough selbst sah sich bald gezwungen, den Holländern gegenüber Landau nicht zu erwähnen. Noch im Dezember hatte er Heinsius wissen lassen, „that I shall be entirely governed by you as to my coming to the Hague, if you think that my presence can be of use for the taking such measures as may be good for the next Campagne“ 38). Bald darauf richteten die Generalstaaten über ihren Gesandten Vrijbergen eine entsprechende Bitte an Königin Anna, sie möge den Herzog auf sieben bis acht Tage nach Holland entsen35) Bruyninx an Heinsius, 1704 Februar 23 Wien: AR Arch. Heinsius 919; Whitworth an Marlborough, 1704 Februar 20 Wien: BM Add. Mss. 37352 fol. 99; Stepney an Marlborough, 1704 März 15 Wien: PRO SP 105/71 fol. 379. a«) Bruyninx an Heinsius, 1704 Februar 23 Wien (wie Anm. 35). 37) Wratislaw an Leopold, 1704 März 4 London: HHStA StA England 38. 38) Marlborough an Heinsius, 1703 Dezember 21 London: van’t Hoff Correspondence 98.