Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704

156 Franz Mathis den, wo er über die kommenden Operationen Beratungen führen sollte. Anna stimmte zu und Marlborough versicherte Vrijbergen, er werde mit nächstbestem Wind nach Holland segeln 39). Wie oben bereits erwähnt, bat Marlborough Wratislaw, ihn nach Den Haag zu begleiten und von dort eventuell zum Markgrafen weiterzurei­sen „und sowohl wegen des Kommando [im Falle einer Belagerung Lan­daus durch Marlborough] als andren Veranstaltung alles in eine verläß­liche Richtigkeit zu bringen“ 40 41). Wratislaw konnte aber auf Marlboroughs Bitte nicht eingehen, da er erstens dazu einer kaiserlichen Genehmigung be­durfte, zweitens England vor Ankunft König Karls in Lissabon nicht ver­lassen zu dürfen glaubte und drittens Graf Goess nicht ins Handwerk pfuschen wollte. Graf Goess, der kaiserliche Gesandte in Den Haag, bemühte sich auch sofort nach Marlboroughs Ankunft Ende Jänner um eine Unterredung mit die­sem. Beide wußten um die Schwierigkeit, die Generalstaaten zu einer De­fensive an ihren eigenen Grenzen zu bewegen. Als daher Goess im per­sönlichen Gespräch mit dem Herzog die vier von Ludwig vorgeschlagenen Armeen erwähnte, fragte ihn Marlborough lachend, „ob ich [Goess] mich getraue, es allhier darzu zu bringen“ 4t). Überhaupt hielt Marlborough von der Aufstellung von vier Heeren nicht sehr viel, rückte aber mit sei­nen eigenen Vorstellungen nicht heraus. Auch in den zahlreichen Verhandlungen, die er mit den Generalstaaten führte, scheint er eine eventuelle Belagerung Landaus überhaupt nicht angeschnitten zu haben. Denn die holländische Bereitwilligkeit, ihre Truppen in Deutschland zum Einsatz zu bringen, war so gering, daß er schon größte Schwierigkeiten hatte, mit einer Operation an der Mosel durchzudringen. Man einigte sich schließlich darauf, am 12. April den Feldzug zu eröffnen und vorläufig, bis zur Fertigstellung der notwendi­gen Magazine in Koblenz, an der Maas zu operieren. Erst dann sollte das Unternehmen an der Mosel beginnen, von dem man sich einen entschei­denden Erfolg versprach, vorausgesetzt, daß auch am Rhein zur gleichen Zeit von kaiserlicher Seite eine Diversion unternommen würde. Bis dahin aber sei es Aufgabe der Armee an der Maas, entweder eine Belagerung vorzunehmen oder den Feind zu beobachten, ihn jedoch auf jeden Fall daran zu hindern, ein Detachement nach Deutschland zu entsenden 42). Obwohl also die grundsätzliche Zustimmung der Generalstaaten zur Mo­sel gegeben war, scheint Marlborough mit dem in Holland Erreichten nicht 39) Vrijbergen an Heinsius, 1703 Dezember 26 London: AR Arch. Heinsius 955 a; Vrijbergen an Fagel, 1704 Jänner 11 London: AR SG 6007. 4«) Wratislaw an Leopold, 1704 Jänner 18 London (wie Anm. 11). 41) Goess an Leopold, 1704 Februar 5 Den Haag: HHStA Hollandica 27. 42) Marlborough an Friedrich I. von Preußen, 1704 Februar 22 Den Haag: Murray Letters 1 240; Goess an Leopold, 1704 Februar 5 Den Haag (wie Anm. 41).

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