Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704

150 Franz Mathis de faire ou de soutenir l’opération“ 21). Auf diese Weise werde der Krieg ins Elsaß getragen und Ludwig in die Lage versetzt, nun seinerseits eine Operation an der Mosel zu unterstützen. Dieser — verglichen mit Ludwigs früheren Vorstellungen — erweiterte Operationsvorschlag, nämlich die Einbeziehung Marlboroughs am Ober­rhein, geht wahrscheinlich auf ein Schreiben des Herzogs und ein anderes von Wratislaw zurück, die uns leider beide nicht erhalten sind. Der Markgraf erfuhr darin von der Bereitschaft Marlboroughs, nicht nur bis an die Mosel, sondern eben bis an den Oberrhein zu marschieren. Um diese Erweiterung seiner ursprünglichen Pläne zu verstehen, ist es jedoch notwendig, auf die Gespräche und Ereignisse zurückzublenden, die sich um die Jahreswende in London zutrugen 22). V Bereits Anfang November war Marlborough von Den Haag nach London abgereist, allem Anschein nach ohne mit Wratislaw viel über den kom­menden Feldzug gesprochen zu haben. Dringendere Probleme wie Portu­gal, Spanien, die alliierte Flotte im Mittelmeer und das Herzogtum Lim­burg harrten einer Lösung. Auch ihre Korrespondenz beschäftigte sich aus­schließlich mit diesen Angelegenheiten. Eine Änderung trat erst nach Wratislaws Überfahrt nach England am 30. Dezember ein. In den nun fol­genden Tagen boten sich den beiden zahlreiche Gelegenheiten, gemeinsam die verschiedensten Sorgen der Allianz und Fragen des Krieges allgemein zu erörtern. Denn bereits am 5. Jänner brachen sie zusammen nach Ports­mouth auf, um dort König Karl zu begrüßen, und nach einer kurzen Tren­nung von fünf Tagen trafen sie sich erneut in London, da Marlborough dem Grafen „geschrieben und verlanget,... mit mir zu reden“ 23). Die Mosel spielte nach wie vor eine große Rolle in Marlboroughs Gedan­kengängen, doch zog er nun auch ernsthaft die Möglichkeit in Betracht, bis an den Oberrhein zu ziehen und Landau zurückzuerobern. Diese wichtige Grenzfestung war nämlich noch am 17. November in die Hände der Fran­zosen gefallen, und es liegt die Annahme nahe, daß es neben Wratislaws ständigem Drängen auf eine wirksame Hilfeleistung in Deutschland vor allem der Fall dieser Festung war, der Marlborough zur Erweiterung seines anfänglichen Planes einer Moseloperation veranlaßte. Schon am 21) Ebenda. 22) Wratislaw an Leopold, 1704 Jänner 18 London (wie Anm. 11). 22) Ebenda. — Wratislaw an Leopold, 1703 November 7 Den Haag: HHStA StA England 37; Marlborough an Wratislaw, 1703 November 27 St. James: Murray Letters 1 212; Wratislaw an Marlborough, 1703 Dezember 7 Den Haag: BP F/II/6; Marlborough an Wratislaw, 1703 Dezember 20 St. James: Murray Letters 1 218.

Next

/
Oldalképek
Tartalom