Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
WELTIN, Max: Kammergut und Territorium. Die Herrschaft Steyr als Beispiel landesfürstlicher Verwaltungsorganisation im 13. und 14. Jahrhundert
Kammergut und Territorium 49 zweifellos deren Effizienz erhöhen. Gleichzeitig konnte das nunmehr auf den Burgfrieden beschränkte Stadtgericht auf dieselbe Weise verpachtet werden wie in den anderen Städten. Dementsprechend rechnet der Richter von Steyr Helmwig mit den Herzogen über Gericht und Maut zu Steyr ab, die er 1329 für 200 Pfund Pfennige in Bestand gehabt hatte 264). Hier sind offensichtlich den Bestrebungen der Bürger nach Autonomie die finanzpolitischen Erwägungen der Herzoge entgegengekommen. Mit dem Burggrafen Otto Scheck rechnen die Herzoge ebenfalls über die Treuhandverwaltung der Herrschaft für das Jahr 1329 ab 265). Dabei weist der Burggraf neben den Zinseinnahmen von den herrschaftlichen Urbarleuten auch die Einnahmen aus dem Landgericht Hall, sowie solche aus dem Marchfutter aus 266). Der letztere Posten beweist, daß Steyr damals schon Marchfuttersammelstelle für die auch außerhalb der Herrschaft liegenden Bezirke gewesen ist 267 *). Unter den sehr verschiedenen Ausgabenposten fallen einige besonders auf: ein gewisser „Eisenbergarius“ erhält für Dienste in Steyr Geld- und Naturaldeputate 26S). Gemeint ist Heinrich von Eisenberg, ein Schwabe aus Eisenburg bei Memmingen, der später Hofmeister der Witwe Herzog Heinrichs, Elisabeths von Virneburg, gewesen ist 269). Am 23. Dezember 1329 ist er Zeuge in einer Verzichtleistung Dietrichs von Volkensdorf zugunsten Garstens 27°). In derselben Urkunde siegelt Otto Scheck, der Pfleger zu Steyr. Interessanter ist jedoch eine Urkunde vom 1. Mai 1329, wo es heißt: „Ich Ott Scheck und ich Heinrich von Eisenbuerch cze den czeiten burgraven ze Steyr tuen chund ...“271). Es gab demnach 1329 zwei Burggrafen, den Ritter Otto Scheck und den Schwaben Heinrich von Eisenburg. Im landesfürstlichen Rationarium der Jahre 1326—1339 findet dieser Zustand seinen Niederschlag. Rund drei Monate nach der Abrechnung der Herzoge mit dem 264) C h m e 1 Geschichtsforscher 1 36. sw) Ebenda 2 207 f. 26«) Ebenda 207: „Item pro 24 modiis avene quos vendidit, de avena march- futer 12 tal.“ 267) vgl. Stiftsarchiv Seitenstetten Hs 57 H Seitenstetten/Tegernsee fol. 43 (zweite Hälfte 15. Jahrhundert): „Hie ist vermerckt und verschriben das march- futer gegen Steyr aus dem Strenberg, von der gotshaus gütern ze Tegernsee.“ Vgl. dazu K1 e b e 1 Rechts- und Verfassungsgeschichte 19 Anm. 41. 268) Chmel Geschichtsforscher 2 209: „Item Eysenber(gario) et domicell(is) in Styra custodientibus 22 mod.“; „Item assignavit Eysenb(ergario) ad gra- narium 37 mod. quod idem recomputabit.“ 210: „Item assignavit Eysenbergario 29 Bern(as) quas idem recomputabit; item assignavit sibi 148 scapul(as) quas etiam idem recomputabit.“ 269) Siebmacher Großes und allgemeines Wappenbuch 6/1, 2. Teil (1906) 28; zu seiner Tätigkeit als Hofmeister Elisabeths von Virneburg vgl. Silvia Petrin Perchtoldsdorf im Mittelalter (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 18, Wien 1969) 398 Anm. 15. 270) UBOE 5 562. 271) OÖLA Diplomatar 4 195. Mitteilungen, Band 26 4