Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
GÖRLICH, Ernst Joseph: Ein Katholik gegen Dollfuß-Österreich. Das Tagebuch des Sozialreformers Anton Orel
390 Ernst Joseph Görlich Zum Vorsitzenden wurde Joh. Ev. Zacherl, zum Schriftführer Abt Wiesinger gewählt. Am 23. und 24. November fanden die 2., 3. und 4. Sitzung statt. Zum definitiven Vorsitzenden wurde Prof. Kabelka 6) gewählt. Zum Schriftführer Dr. Ko- gon 7). 5. Sitzung am 8. Dezember im Kreuzbündnis auf dem Judenplatz. Prof. Ude 8) treibt Dr. Winter 9) zum Einbekenntnis, daß er auf kantianischem Boden stehe. Dies führt zur Konstatierung der Unmöglichkeit einer Zusammenarbeit und zum Ausscheiden der methodendualistischen Winter-Gruppe 10 *). Von da an geht die Programmberatung glatt von statten. Zur Vorberatung und Ausarbeitung der Entwürfe wird ein Redaktionskommitee eingesetzt: Zacherl, Kogon, Orel, Lugmayer u). Später kommt Walter Heimerl dazu, während Lugmayer sich immer weniger und seltener beteiligt. Die Sitzungen des Redaktionskommitees finden stets bei Zacherl statt, die Vollsitzungen immer im Kreuzbündnis. 6. Vollsitzung am 26. Jänner 1930; 7. Vollsitzung am 9. Februar, Einsetzung des Redaktionskommitees; 8. Vollsitzung am 9. März; 9. Vollsitzung am 6. April; 10. Vollsitzung am 27. April; 11. Vollsitzung am 18. Mai; 12. Vollsitzung am 13. Juli; 13. Vollsitzung am 7. September; 14. Vollsitzung am 28. September; 15. Vollsitzung am 9. November; 16. Vollsitzung am 30. November; 17. Vollsitzung am 11. Jänner 1931; 18. Vollsitzung am 8. Februar; 19. Vollsitzung am 8. März; 20. Vollsitzung am 12. April; 21. Vollsitzung am 3. Mai; 22. Vollsitzung am 31. Mai; 23. Vollsitzung am 12. Juli; 24. Vollsitzung am 18. Oktober; 6) Alois Kabelka, Mittelschulprofessor in Graz, gest. Januar 1971. i) Dr. Eugen Kogon, geh. München 1903, der Verfasser des bekannten Buches Der SS-Staat, Professor an der Technischen Hochschule Darmstadt. 8) Prof. DDDr. Johannes Ude (1874—1965), Sozialethiker und Theologe, bedeutender Lebensreformer und Pazifist, Univ.-Prof. in Graz. e) Prof. Dr. Ernst Karl Winter (1895—1959), in seiner Jugend Mitarbeiter Orels, dann von ihm getrennt. Von 1934—1936 Vizebürgermeister von Wien; von 1938—1957 in den USA. Suchte zwischen Christentum und Sozialismus eine Verbindung herzustellen („Linkskatholizismus“). Sein bekannter Ausspruch: „Rechts stehen und links denken“. 10) Methodendualismus: Winters philosophische Schriften Die Sozialmetaphysik der Scholastik (1929) und Das Soziologische in Platons Ideenlehre (1930) waren die ideellen Ursachen seines Gegensatzes zu Orel, der Thomist geblieben war. Nach der Rückkehr Winters aus den USA kam es wieder zu einer Annäherung persönlicher Art, aber nicht im Prinzipiellen. ii) Dr. Karl Lugmayer (1892—1972), Programmatiker der christlichen Arbeiterbewegung; 1945 Unter Staatssekretär in der provisorischen Regierung Dr. Karl Renner.