Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
WELTIN, Max: Kammergut und Territorium. Die Herrschaft Steyr als Beispiel landesfürstlicher Verwaltungsorganisation im 13. und 14. Jahrhundert
Kammergut und Territorium 27 Anasy“ dem Spital am Pyhrn den Besitz verschiedener Objekte1S4). Einen diesbezüglichen Zeugnisbrief des Abtes von Garsten, der aus unerfindlichen Gründen stets in das Jahr 1265 gereiht worden ist, hat schon Dopsch mit dem Linzer Gerichtstag in Zusammenhang gebracht134 135). Er ist dabei aber selbst einer falschen Datierung aufgesessen: die Jahreszahl 1278 geht nämlich auf einen Transkriptionsfehler des Editors des Spitaler Kopialbuches, Beda Schroll, zurück. Die richtige Datierung muß 1. Juli 1273 lauten136). Damit fällt zunächst all das weg, was Dopsch für die Schreibertätigkeit Gozzos über 1273 hinaus festgestellt hat. Gozzo ist also keineswegs von König Rudolf wieder mit dem Schreiberamt betraut worden und konnte natürlich darin auch nicht 1285 durch Heinrich von Admont abgelöst werden I37). Interessanter ist aber, daß sich Gozzos Amtszeit ausschließlich auf das Jahr 1273 beschränken läßt138). Wie erinnerlich, glauben wir Ähnliches, nämlich die auf ein Jahr beschränkte Amtsdauer, bereits bei Meinhard Tröstei und Engelschalk von Enns beobachtet zu haben. Auch die Babenberger haben sich offenbar manchmal der Zeitpacht bedient. Bei Gozzo sieht man insoferne klarer, weil Ottokar, indem er jenem bedeutende Teile seiner Einkünfte auf die Dauer eines Jahres verpachtete, dabei wahrscheinlich nach böhmischem Muster vorgegangen ist. Es war in Böhmen nämlich durchaus üblich, Regalien auf ein Jahr zu verpachten. Ein interessantes Dokument darüber ist der Pachtvertrag Ottokars mit einem ehemaligen Münzmeister, dem er die Münze von Mähren in Bestand gibt139). Die Urkunde enthält unter an134) AÖG 72 227 f. 135) Ebenda 221, UBOE 3 343 und Joseph C h m e 1 Urkunden zur Geschichte von Österreich usw. in FRA 2/1 (1849) 79. Dazu Dopsch Finanzverwaltung 289. 138) Stiftsarchiv St. Paul Cod. 142/4 (alte Signatur 28 d 142) = Oberösterreichisches Landesarchiv (=OÖLA) Neuerwerbung Hs. 294 fol. 135 v: „Actum in castro Lincz anno incarnationis domini MCCLXXIII0 Kl. Junii.“ Für die für mich vorgenommene Einsichtnahme in die Xeroxkopie danke ich Herrn Univ.-Doz. Dr. Othmar Hageneder. Obwohl schon Viktor Handel-Mazzetti Waltenstein und Eppenberg und die Herren „von Ort im Traunsee“ in 67. Jahresbericht des Museums Francisco-Carolinum (1908) 73 f Anm. 2 die falsche Datierung erkannt hatte, zieht sich dieser Fehler durch die Literatur: Hans Plöckinger Die Burg zu Krems a. D. Ein Beitrag zur Geschichte der Stadtburgen in Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines zu Wien 48 (1915) 16;Zibermayr Noricum 451; B r u n n e r Wiener Bürgertum 558 Anm. 51. 137) Dopsch Finanzverwaltung 298. FRA 2/31 324 (1274 Januar 11 Wien) trägt Gozzo seinen Titel nicht mehr. Dazu Plöckinger Burg Krems 16. 138) Die von Dopsch Finanzverwaltung 287 angezogene Stelle aus der „Bärenhaut“ in FRA 2/3 (1851) 343, nach der Gozzo und Paltram dem Kloster Zwettl Geld geliehen hätten, „dum ipsi omnia officia per Austriam regerent“, kann nicht als Beleg für eine Amtsinnehabung im Jahre 1274 genommen werden. 13») Kaspar Sternberg Versuch einer Geschichte der böhmischen Bergwerke (Prag 1838) Urkundenband n. 48: „Nos Ottocarus etc. notum facimus