Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
WACHA, Georg: Die Korrespondenz des Kremsmünsterer Abtes Alexander a Lacu mit den bayerischen Herzogen
192 Georg Wacha Die Widmungen des Abtes von Kremsmünster waren vergänglich. Es müßte schon ein großer Zufall sein, wenn sich ein Bild eines Rosses oder eines Hundes — beliebte Themen für die Hofmaler der damaligen Zeit! — erhalten hätte, das man damit in Verbindung bringen könnte. Den Historiker interessieren mehr die kurzen Hinweise auf Nachforschungen nach Geschichtsquellen, erkennt man doch daraus, daß diese Urkunden und Akten im 17. Jahrhundert noch ängstlich gehütet wurden und man sich verschiedenster Umwege und Listen bediente, um an sie heranzukommen. Im Herbst 1604 bezieht sich die erste diesbezügliche Anfrage in einem Brief des bayerischen Herzogs auf „manuscripta“ und „chronica“ im Stift Melk, von denen ihm der Abt von Kremsmünster eine „designation“ zukommen lassen sollte (Brief n. 5). Abt Alexander verwies Herzog Maximilian in dem nicht erhaltenen Antwortschreiben, auf das dieser im Konzept zum Schreiben vom 7. Jänner 1605 Bezug nimmt (siehe Brief n. 6), auf Erzherzog Maximilian, dessen historische Interessen ihm sicher bekannt waren 102). Diplomaten und Historiker wurden in gleichem Maße beschäftigt, als es galt, die von den bayerischen Herzogen nie aufgegebenen Ansprüche auf die Kurwürde historisch zu beweisen und Angriffe auf Kaiserwürde und Rechtgläubigkeit Kaiser Ludwigs IV. zurückzuweisen 103). Im Frühjahr 1605 wandte sich Herzog Maximilian in dieser Angelegenheit schon an den Kremsmünsterer Abt, da ein ungedrucktes Manuskript von Wolfgang Hunger in der Wiener Hofbibliothek liege, das „zu unnserm Histori Werckh nicht wenig diennstlich“ wäre, von dem man aber befürchten müsse, es würde in Wien nicht so ohne weiters ausgeliehen und zur Verfügung gestellt werden (Brief n. 11). Stieve kannte noch das Antwortschreiben des Abtes vom 12. Juni, worin dieser folgenden Rat gab: am ehesten werde das Buch der Landschreiber beim Landmarschallgericht Ludwig Haberstock, ein geborener Bayer, vom Bibliothekar „Dr. Plothio“ erhalten, „welcher sonsten arm und gern zu Zeiten einen guten Trunck annimbt“ 104). Der Hinweis mag auf viele, ja auf fast alle Beamten und Hofbediensteten vergangener Jahrhunderte zutreffen, bei Hugo Blotius setzt er aber doch einen neuen Akzent auf ein erst jüngst ausführlich erforschtes Gelehrtenleben 105 *). 102) Hirn Maximilian der Deutschmeister 1 377 ff. 103) Andreas Kraus Bayerische Wissenschaft in der Barockzeit in Spind- ler Handbuch 2 (München 1966/1969) 807. Neben dem Münchner Jesuitenrektor Jakob Keller griff später Herwarth von Hohenberg in den publizistischen Kampf zur Rehabilitierung Ludwigs IV. ein. 104) Stieve Wittelsbacher Briefe IV 458 Anm. 2. los) Franz Unterkircher Hugo Blotius in Geschichte der österreichischen Nationalbibliothek 1: Die Hofbibliothek (Museion. Veröffentlichungen der Österreichischen Nationalbibliothek N. F. 2. Reihe 3, Wien 1968) 81 ff.