Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol

Peter Luder und Sigmund von Tirol 161 der Umgebung von Basel angerichtet habe. Dann geht Luder auf die Persönlichkeit Ludwigs XI. über, die — wie in solchen Begrüßungsreden üblich — besonders verherrlicht wird, ebenso wie die Pariser Universität, die er als den traditionellen Sitz der Scholastik und als hervorragende Pflegestätte der Philosophie bezeichnet und die sich ohne weiteres mit den berühmten philosophischen Schulen der Antike messen könne 62). Ob diese Rede, wenn sie tatsächlich an ihrem Bestimmungsort gehal­ten worden wäre, auf die politischen Bestrebungen Ludwigs XI. einen Einfluß ausgeübt hätte, bleibt zu bezweifeln, da der französische König — wie schon erwähnt — bereits vorher mit den Eidgenossen ein Bündnis abgeschlossen hatte63). Sie verrät aber doch einiges von den diplomati­schen Absichten Sigmunds und über die Art und Weise, wie er den fran­zösischen König für seine Pläne gewinnen wollte, und ist daher schon deshalb von Interesse. Herzog Sigmund, der sich nach dem endgültigen Scheitern seines An­näherungsversuches an Frankreich Burgund zu wandte, zog am 21. März 1469 in Arras ein 64). Dort fand er mit seiner Werbung sogleich positive Resonanz: Es kam bekanntlich zum Vertragsabschluß von St. Omer, mit dem er in den Schutz und Schirm Burgunds auf genommen wurde65). Im Angriffsfall sollte ihm militärische Hilfe zuteil werden, und zusätzlich ernannte man ihn auch noch zum „Rat und Diener des Herzogs von e2) Die Rede Luders Oratio elegans ad Francorum Regem pro Sigismundo Austriae Duce contra Suitenses et Engadinos beginnt mit den Worten: „Grave admodum et debilibus humeris meis vix portabile pondus, invictissime Rex, decus Francié, Christiane lumen fidei, iusticie domicilium et obpressorum sublevator (sub-)mitissime, illustris princeps Sigismundus inclitus dux Austrie hodierno die, ut causas adventus sui regie maiestati vestre coram enumerarem, imposuit. Tametsi, potentissime rex, imparem et minime sufficientem huic muneri me tanto sciam ..und schließt: „... et sub vmbra alarum Regie Majestatis V. aliquando cum iocunditate conquiescere possit. Dixi.“ 63) Siehe oben S. 160. 64) Dazu Nicolas Lenglet du Fresnoy (Hg.) Mémoires de Messire Philippe de Comines 2 (London—Paris 1767) 193 ff; Bittmann Ludwig XL und Karl der Kühne 287. 65) Über den Vertrag von St. Omer Otto Cartellieri Zum Vertrag von St. Omer. Die Schweiz und der Oberrhein in ZGO NF 42 (1929) 629—636; R. Janeschitz Herzog Sigmund verpfändet im Vertrag von St. Omer die österreichischen Vorlande im Elsaß an Karl den Kühnen von Burgund in Zweiter Jahresbericht des Vereins-Gymnasiums im XVI. Wiener Gemeinde- Bezirke (Wien 1908); Gottlieb Krause Beziehungen zwischen Habsburg und Burgund bis zum Ausgang der Trierer Zusammenkunft im Jahre 1473 (Diss. Graudenz 1876) 23 f und 69 ff; Witte Burgunderkriege 5 ff und Zur Geschichte der burgundischen Herrschaft am Oberrhein in den Jahren 1469—An­fang 1473 in ZGO NF 1 (1886) 131 f; Bittmann Ludwig XI. und Karl der Kühne 304 ff, 309 Anm. 38 mit weiteren Literaturhinweisen und 347 ff; Grün­eisen Ächtung 203 ff; Maleczek Beziehungen 229 ff (mit Quellen- und Lite­raturangaben). Mitteilungen, Band 2S 11

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