Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol
160 Helmut Reinalter Von den Vorlanden aus trat dann Herzog Sigmund mit zahlreichem Gefolge seine Reise an den königlichen Hof an. In Troyes traf er mit dem in der Zwischenzeit von Ludwig XI. zurückgekehrten Grafen Eberstein zusammen, der ihm die Nachricht überbrachte, daß der französische König bereits ein Bündnis mit den Eidgenossen eingegangen und daher an einem Treffen mit dem Herzog nicht mehr interessiert sei56). Ludwig XI. beeilte sich sogleich, die Eidgenossen von diesen Vorgängen zu unterrichten. Sigmund aber gab noch nicht auf: Er schickte eine zweite Gesandtschaft an den französischen Hof, die jedoch neuerlich abgewiesen wurde 57). Erst jetzt, nachdem er eine zweifache Absage erhalten hatte, wandte er sich nach Burgund. Peter Luder verfaßte nun — was bisher in der Literatur weitgehend unberücksichtigt blieb oder falsch interpretiert wurde — im Auftrag Herzog Sigmunds für die geplante Zusammenkunft mit dem französischen König eine Begrüßungsrede, die uns in zwei handschriftlichen Kopien überliefert ist58 *). Die schwülstig und panegyrisch abgefaßte Ansprache verleitete manche Autoren zu dem falschen Schluß, daß das beabsichtigte Treffen zwischen dem Herzog und Ludwig XI. doch stattfand oder zumindest Peter Luder am französischen Hof war69). Aus den Quellen geht aber eindeutig hervor, daß die Zusammenkunft — wie wir bereits nachgewiesen haben — nicht zustande kam60 *). So könnte Luder höchstens noch in Begleitung des Grafen Eberstein oder mit der zweiten Gesandtschaft nach Frankreich gereist sein, was aber von den Quellen her nicht belegt werden kann cl). Aus dem Text der Rede geht hervor, daß Luder die Aufgabe hatte, die Gründe für Sigmunds Politik gegen die Schweiz und die Art der Auseinandersetzung mit den Eidgenossen zu beschreiben. Luder charakterisierte ihre Aggressivität als einen Aufstand der Bauern, die es verabsäumten, ihre üblichen Abgaben zu entrichten, und betonte weiters, daß diese ihren Wohnsitz in den Wäldern auf gegeben hätten, um gegen die Habsburger einen ungerechten Krieg zu beginnen. In der Rede wird unter anderem auch die Zerstörung erwähnt, die das eidgenössische Heer in 66) Instruktion Herzog Sigmunds an Frundsberg und Masmünster (Juni 1469): HHStA Handschrift W 600 fol. 80 ff; Bittmann Ludwig XI. und Karl der Kühne 306—307; Solothurner Rezeß von 1469 August 13: Segesser Eidgenössische Abschiede 2 400 f n. 637. 57) Vgl. die Darstellung Sigmunds in seiner Instruktion an Ulrich von Frundsberg und Ludwig von Masmünster (HHStA Handschrift W 600 fol. 80 ff); B i 11 m a n n Ludwig XI. und Karl der Kühne 287; C h m e 1 Monumenta Habsburgica 1/2 123; Maleczek Beziehungen 229. 58) Öffentliche Bibliothek der Universität Basel Cod. Basil. F VIII 1 fol. 167—169 und Österreichische Nationalbibliothek Cod. Vindob. 7288 fol. 12—16 v. 5») Siehe Anm. 46. so) Siehe oben S. 159 f. 61) Ebenda.