Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

Friedrich III. und die Stephanskrone 141 bereit zu vermitteln und berief beide Parteien nach Brünn 257). So viel erwartete sich Kaiser Friedrich von Podiebrad, daß er persönlich nach Mähren reiste und ihn am 31. Juli auf dem Marktplatz zu Brünn mit Böhmen und den Nebenländern belehnte. Am 2. August wurde ein ge­genseitiges Beistandsbündnis geschlossen, in dem Ungarn aber nicht ein­mal erwähnt wird 258). Konkrete Verpflichtungen übernahm Podiebrad erst gegen neue Zugeständnisse Friedrichs. Dieser mußte unter anderem dem Böhmenkönig auf drei Jahre die Hälfte der ungarischen Einkünfte Zusagen 259) und ihm — da es Podiebrad letztlich um die deutsche Kö­nigswürde ging — eine eigenhändige Verschreibung ausstellen, daß er ihn zum Ratgeber in allen Regierungsangelegenheiten machen werde 260). Erst jetzt versprach Podiebrad dem Kaiser seine Mithilfe bei der Erlan­gung Ungarns: Wenn durch Verhandlungen nichts erreicht werde, wolle er am 25. Juli des nächsten Jahres selbst mit seinen Truppen in Preßburg erscheinen und bei einem Angriff durch Matthias auch sofortige mili­tärische Hilfe leisten 261). Nach Meinung der ungarischen Gesandten, die zur gleichen Zeit in Brünn anwesend waren, verhandelte man nur über einen Waffenstillstand. Am 12. August erließ Podiebrad an beide Parteien den Spruch, bis zum 24. Juni nächsten Jahres die Kämpfe einzustellen, und setzte für den 25. Januar 1460 neue Vergleichsverhandlungen in Ol- mütz an, womit sich Matthias einverstanden erklärte 262). Podiebrads Haltung erscheint damals schon zweideutig. Friedrich mochte zweifeln, ob sich sein Entgegenkommen gelohnt hatte. Den Zeitgenossen erschien das Bündnis mit Podiebrad unverständlich. Nach der Anonymen Chronik wunderte man sich, „das ein Roemischer Kaiser einem als schlechten herrn, als derselbs von Pehem von puerd was, nachziechen solt, auff ein froemdes erderreich, ...“ 263). Ihren Lohn forderten nun auch Friedrichs ursprüngliche Parteigänger in der ungarischen Sache. Sie hatten schließlich einen Sieg erfochten, und durch den Unterhalt von Söldnern waren ihnen beträchtliche Kosten erwachsen. Wenn er mit ihren weiteren Diensten rechnen wollte, mußte sie Friedrich dafür entschädigen. Er überließ ihnen also zahlreiche Herr­schaften, darunter wichtige Teile des Cilliererbes. Daß er ihnen zur Ab­257) Hoffmann Beziehungen 1458—1464 25 f. 256) HHStA AUR 1459 August 2. Kurz Friedrich IV. 1 288 f n. XX; C h m e 1 Regesta n. 3730; Lichnowsky7 Reg. 239. 25») HHStA AUR 1459 August 5. Teleki Hunyadiak kora 10 629 f n. CCCVIII; C h m e 1 Regesta n. 3733; Lichnowsky 7 Reg. 243. Vgl. C h m e 1 Regesta n. 3734; Lichnowsky7 Reg. 244. 260) p a 1 a c k y Urkundliche Beiträge 244 n. 239. 261) HHStA AUR 1459 August 6. Kurz Friedrich IV. 1 290 f n. XXI; C h m e 1 Regesta n. 3735; Lichnowsky 7 Reg. 245. Vgl. Friedrichs Brief bei Teleki Hunyadiak kora 10 627 f n. CCCVII. 262) Ebenda 636 n. CCCXIII. 263) Rerum Austriacarum Historia, hg. von R a u c h 40.

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