Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

140 Brigitte Haller Gelegenheiten gezeigt 249). Abgesehen von diesen offenbar persönlich­keitsbedingten Schwierigkeiten konnte ihm Friedrich seine alten Kontak­te mit den österreichischen Rebellen nachtragen und betrachtete ihn bei dieser Mission mit Recht als Abgesandten des Matthias. Carvajals Initiative führte also nur zu einer Verhärtung der Fronten. Verärgert reiste der Kardinal zurück nach Ungarn „tamquam ad verum regem“ 25°). Nach der Anonymen Chronik hatte man immerhin beschlossen, die Sache einem kaiserlich-ungarischen Schiedsgericht zu überlassen251), doch kam dieses nicht zustande. Friedrich war einstweilen noch nicht gewillt aufzugeben, seine Aus­sichten in Ungarn verschlechterten sich aber zusehends. Einen schweren Verlust erlitt seine Partei durch den Tod des Ladislaus Gara, dessen Wit­we sich überdies sofort um einen Ausgleich mit Matthias bemühte. Matthias erwies sich als großzügig verzeihend und hatte auf diese Weise auch bald die Kanizsay und schließlich sogar Ujlaky auf seine Seite ge­zogen 252 253). Nach Pius’ Anschauung der Sache hatte Friedrich die Erwar­tung der Ungarn enttäuscht, „minora faciente quam promiserat“ 25S). Im kaiserlichen Lager waren im wesentlichen nur die Deutschen verblieben. Friedrich schien die Situation aber noch immer nicht aussichtslos, denn er rechnete mit Podiebrads Hilfe. Im April hatte man mit den Böhmen letzte Grenzfehden bereinigt 254), und schon im Mai trat der Kaiser wie­der in Verbindung zu Podiebrad, wie aus einem Befehl wegen des Ge­leits für die böhmische Gesandtschaft, die damals zu ihm unterwegs war, hervorgeht 255). Die Verhandlungen gestalteten sich schwierig. Podiebrad hatte wohl nicht so sehr grundsätzliche Bedenken, seinem zukünftigen Schwiegersohn entgegenzuarbeiten, wollte aber dem Kaiser nur dienlich sein, wenn es genügend vorteilhaft für ihn selbst war. Als erstes mußte Friedrich ihm Zusagen, daß er in allen Angelegenheiten, ob sie das Reich, Ungarn oder die Erblande beträfen, seinen Rat einholen werde, wofür Podiebrad seinerseits schriftlich versprach, dem Kaiser überall treu beizu­stehen und ihm im besonderen zur Herrschaft und Krönung in Ungarn zu verhelfen 256). Den Ungarn gegenüber erklärte sich der Böhmenkönig 249) vgl. seinen Brief an Enea Silvio Fraknói Carvajal’s Legationen 5. 2so) Monumenta Hungáriáé Historica, Acta Extera 1 52. 251) Rerum Austriacarum Historia, hg. von R a u c h 40. 252) vgi. Fraknói Corvinus 76. Matthias’ Amnestiebrief von April 19 bei Teleki Hunyadiak kora 10 616 ff n. CCCIII, sein Brief von April 24 bei Kaprinai Hungária Diplomatica 2 294 f n. XXVI. 253) Commentarii 602. 254) Max V a n c s a Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 2 (Stuttgart und Gotha 1927) 356. 255) 145 9 Mai 18. Chmel Regesta n. 3705; Lichnowsky 7 Reg. 208. Zum Folgenden vgl. besonders Hoffmann Beziehungen 1458—1464 22 ff. 25a) HHStA AUR 1459 Juni 15. C h m e 1 Materialien 2 175 n. CXLI.

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