Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

Friedrich III. und die Stephanskrone 139 Kaiser schrieb, er solle sich nicht zum Nachteil der Christenheit in Ungarn einlassen 243), mußte aber am 13. April wieder eher beschwichtigend und zurückziehend auf einen Protest Friedrichs antworten, der sich darüber beschwert hatte, daß der Papst die Gesandten des Matthias als königliche empfangen hatte 244). Gegenüber Carvajal, seinem Legaten in Ungarn, konnte Pius eine eindeutigere Sprache sprechen. Der Kardinal wurde ermächtigt, Widersacher des Matthias mit Kirchenstrafen zu belegen, und bekam eine geweihte Standarte, die er Matthias für den Türkenkampf übergeben sollte 245). Carvajal jedoch ließ in seinem Eifer, den päpstli­chen Aufträgen nachzukommen, oftmals die Diplomatie vermissen246). Ihn hemmte keinerlei Rücksicht auf Kaiser Friedrich, und die Sache des Matthias hatte er nun einmal zu seiner eigenen gemacht. Nach der Schlacht von Körmend entschloß er sich spontan zu handeln. Er reiste zum Kaiser nach Wiener Neustadt in der Hoffnung, es könnte ihm in einer persönlichen Aussprache die Vermittlung gelingen 247). Am 23. April traf Carvajal ein und wurde am nächsten Tag sogleich von Friedrich aufge­sucht. Zwei Tage später erhielt er vom Kaiser Antwort auf seine Vor­stellungen. Über diese Audienzen sind wir gut unterrichtet, da sowohl Thomasi, der venezianische Gesandte in Ungarn, der Carvajal begleitete, als auch ein Mailänder Verbindungsmann darüber berichten 248). Sie ver­liefen für Carvajal außerordentlich enttäuschend, denn der Kaiser beharr- te auf seinen Ansprüchen. Er habe sich um Ungarn angenommen, da Kö­nig Matthias unrechtmäßig unter Gewalt gewählt worden sei und sich sonst jemand anderer zum Schaden der Christenheit Ungarns bemächti­gen könnte; auch müsse er die Barone gegen Matthias in Schutz nehmen. Carvajal versuchte, diesen Punkten zu widersprechen, meinte, es seien auch nicht alle von des Kaisers Untertanen mit ihm zufrieden und ließ sich schließlich zur Androhung kirchlicher Sanktionen hinreißen. Friedrich entgegnete, daß die Kirche wohl schwerlich gerade gegen ihn zu einem sonst nicht angewendeten Mittel greifen werde. Daß es Carvajal nicht leicht fiel, mit Friedrich zu sprechen, hatte sich schon bei früheren 2«) Ebenda 2 324 n. CCCCXCVI. 244) Siehe Anm. 242. 245) Th ein er Vetera monumenta 2 318 n. CCCCLXXXVIII von 1459 Fe­bruar 24 und 323 f n. CCCCXCV von April 2. 246) plus mußte Carvajal ermahnen, den Kaiser zu schonen. Vgl. sein Schreiben von April 14 bei T h e i n e r Vetera monumenta 2 325 f n. CCCCXCIX. Der Kaiser verlangte schließlich sogar die Abberufung Carvajals, die aber we­gen der Proteste Ungarns nicht möglich war; immerhin entschuldigte sich der Papst bei Friedrich für seinen Legaten: V o i g t Enea Silvio 3 666 f. 247) Gómez Canedo Don Juan de Carvajal 207 f, der meint, Carvajals Intervention wäre ohne päpstlichen Auftrag geschehen; in den Commentarii 603 spricht Pius aber doch von einem solchen Auftrag an den Legaten. 248) Beide in Monumenta Hungáriáé Historica, Acta Extera 1 48 n. 34 und 51 ff n. 36.

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