Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

122 Brigitte Haller Kaiser zurückgekehrt seien. Was sie dort erreicht hätten, wollte er dem zugleich einberufenen Reichstag vortragen 142). „Damit hat er von Anbe­ginn an klargemacht, daß die Auslösung der Hl. Krone nicht nur Sache des Königs, sondern ebenso auch des ganzen Landes sei, das ihn zu seinem König wählte“ 143). Die Stände sollten wohl auch für die an den Kaiser zu zahlende Entschädigung aufkommen, wie es dann 1462 durch die Be­willigung einer Sondersteuer der Fall war. Der Reichstagsabschied vom 5. Januar 1459 144 145) enthält jedoch nichts über die Frage der Krone. Es bleibt unklar, ob die ungarischen Stände Friedrichs Forderungen als zu hoch empfanden oder ob Friedrich sein Angebot bereits zurückgezogen hatte. Wenn Matthias einstweilen noch die Legitimierung durch die Krönung fehlte, so konnte er immerhin auf die volle Unterstützung der Kurie bauen. In Rom dachte man nicht daran, einen Zweifel an der Rechtmäßig­keit dieser Wahl aufkommen zu lassen. Papst Calixt III. war mit allen Kräften bemüht, eine wirksame Türkenabwehr zustande zu bringen, so daß die Erhebung von Johann Hunyadys Sohn auf den ungarischen Thron ihm höchst willkommen sein mußte. Mit einem sehr herzlich gehal­tenen Schreiben gratulierte er Matthias zu seiner Erwählung und rief ihn zugleich zum Türkenkampf auf I4ä). Es folgte eine Unzahl von weiteren aneifernden Sendschreiben, teils an Matthias direkt, teils an den Legaten Carvajal gerichtet, der in Ofen Zeuge von Matthias’ Wahl gewesen war und seither mit größtem Eifer für ihn wirkte. Auch mit der Unterstützung Böhmens konnte Matthias rechnen. Am 2. März 1458 waren die Böhmen dem ungarischen Beispiel gefolgt und hatten mit Georg Podiebrad einen nationalen König gewählt146). Es lag nahe, daß sich die beiden Könige, die ihr Königtum der nationalen Begei­sterung und nicht dem Erbrecht verdankten, zu einer Interessengemein­schaft zusammenschließen würden, waren sie doch — ganz abgesehen von der bereits besprochenen Familienverbindung — natürliche Bundesgenos­sen. Diese Hoffnung drückt Matthias’ Glückwunschschreiben an Podie­brad 147) aus, und bald konnte er dem Böhmen einen wichtigen Dienst er­weisen, indem er ihm zwei ungarische Bischöfe für seine Krönung zur Verfügung stellte. Die kirchlichen Verhältnisse in Böhmen brachten es nämlich mit sich, daß Podiebrad über keinen Bischof verfügte, durch den 142) Kaprinai Hungária Diplomatica 2 217 f. 143) Beér Krone 243. 144) Hoffmann Beziehungen 1458—1464 13. 145) Augustinus T h e i n e r Vetera monumenta historica Hungáriám sa­cram illustrantia 2 (Romae 1860) 312 f n. CCCCLXXXI. 146) Frederick G. Heymann George of Bohemia, King of Heretics (Prince­ton, N. J. 1965) 147 ff. 147) Palacky Urkundliche Beiträge 138f n. 144.

Next

/
Oldalképek
Tartalom