Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

120 Brigitte Haller ihren Siegeln den Vertrag zu bekräftigen. Der Reichstag hatte Szilagyi zum Reichsverweser gewählt. Es zeigte sich aber hier bereits, daß Mat­thias durchaus eigene Politik betreiben wollte. Am 14. Februar hielt er seinen feierlichen Einzug in Ofen. Einen Monat später hatte er den Onkel gegen die Türken an die ungarische Südgrenze abgeordnet und sich sol­cherart des Vormunds entledigt. Auf die Krönung mit der Stephanskrone, die seinem nicht auf Erb­recht gegründeten Königtum erst die rechte Weihe verliehen hätte, mußte Matthias einstweilen verzichten. Wir hören nichts mehr von der Gesandtschaft, die der Reichstag wegen der Krone an den Kaiser schicken wollte. Falls es sie gab, war sie erfolglos. Sofort nach Regierungsantritt begann sich Matthias seinerseits um die Krone zu bemühen. Seit März verhandelte er mit Friedrich, wie aus den Berichten des Mailänder Gesandten Ulesis hervorgeht134). Bonfini erwähnt nur eine einzige Ge­sandtschaft in der Kronenangelegenheit, die des Bischofs Johann Witéz, und meist folgt ihm hierin die Literatur 135). Tatsächlich zogen sich die Verhandlungen in mehreren Phasen über Monate hin. Nach ersten Kontaktnahmen im Frühjahr erschienen Simon Nagy und zwei Kollegen mit schriftlichen Instruktionen136) versehen Anfang August in Wiener Neustadt137). Wie es scheint, war Friedrich einstweilen noch durchaus bereit, die Stephanskrone aus der Hand zu geben, es mußten nur entspre­chend günstige Bedingungen offeriert werden. Die erhaltenen Instruk­tionen und die kaiserliche Antwort an die ungarischen Gesandten ermög­lichen uns einen Einblick in die Höhe des bei diesen Verhandlungen Gebotenen und Geforderten. Das ungarische Angebot, das die Verhand­lungsbasis abgab, überließ dem Kaiser Forchtenstein, Kobersdorf, Horn­stein und Ödenburg auf Lebenszeit, indem man sie ihm für 50.000 Gulden 134) Archivio di Stato Milano (= ASM) Archivio Visconteo Sforzesco PE — Alemagna 569: 1458 marzo 12. Francesco Sforza unterhielt, solange er sich bei Friedrich um die Anerkennung seiner Herrschaft bemühte, einen ständigen Gesandten am Kaiserhof. Die Berichte, die dieser oft nur im Abstand von wenigen Tagen nach Hause sandte, sind eine wertvolle Quelle für die Geschichte dieser Jahre, wenn sie auch einstweilen nur in den unverschlüsselten Partien zugänglich sind (laut Auskunft des ASM befindet sich dort kein Schlüssel zu der verwendeten Chiffre). Fraknói hat erstmals auf die Bedeutung dieser Briefe für unseren Zusammenhang hingewiesen; vgl. Corvinus 74 Anm. 1, wo allerdings irrtümlich ein Brief Ulesis’ vom 11. März zitiert wird. — Sehr wahr­scheinlich hängt mit diesen Verhandlungen auch Friedrichs Brief an die Stadt Ödenburg von 1458 März 27 (Birk Urkunden-Auszüge n. 224) zusammen, in dem er den Ödenburgern auf trägt, einem Diener Michael Szilagyis, der jetzt vom kaiserlichen Hof zum Gubernator unterwegs sei, Geleit zu geben. iS5) Rerum Hungaricarum Decades 525. Vgl. u. a. Kaprinai Hungária Diplomatien 2 31 und Hoffmann Beziehungen 1458—1464 11, der durch das Festhalten an der einen Gesandtschaft in chronologische Schwierigkeiten kommt. 136) Palacky Urkundliche Beiträge 159 ff n. 167. 137) Janssen Reichscorrespondenz 2 139 n. 218.

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