Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

Friedrich III. und die Stephanskrone 119 nen 130), in dem dieser auf die eigene Kandidatur verzichtete und Matthias zu unterstützen versprach, der dafür mit Garas Tochter verheiratet wer­den sollte. Inzwischen hatte Szilagyi starken Zuzug aus den Reihen des niederen Adels erhalten. Man übersetzte die zugefrorene Donau und stürmte die Wahlversammlung, in der nun die begeistert akklamierte Ent­scheidung zugunsten des Matthias fiel131). Wenn sie auch unter militäri­schem Druck zustande kam, war diese Wahl zweifellos populär. Unzu­frieden damit waren nur gewisse Magnaten, allen voran Nikolaus Ujlaky und überhaupt die Partei, die Ladislaus Postumus im Vorjahr zum Vor­gehen gegen die Hunyadys geraten hatte, denn sie mußte nun deren Ra­che befürchten. Zu dieser Gruppe gesellte sich bald auch Ladislaus Gara, als er erkannte, daß er der Betrogene war. Podiebrad hatte nämlich die Wendung in Ungarn genau verfolgt und seinerseits ein Heiratsbündnis zwischen seiner Tochter und Matthias abgeschlossen. Er wollte den künf­tigen Schwiegersohn nicht nur freilassen, sondern ihm jede Unterstützung geben, vor allem eine Aussöhnung mit Ujlaky und Giskra von Brandeis vermitteln. Podiebrad stand in verwandtschaftlichen Beziehungen zu Ujlaky, dessen Tochter seinen Sohn Heinrich heiraten sollte. Für Matthias war es wesentlich, diesen gefährlichen Mann nicht zum Gegner zu haben, ebenso mußte er für ein Arrangement mit Giskra dankbar sein, der mit seinen böhmischen Söldnern seit den Zeiten Elisabeths, deren Feldherr er gewesen war, wichtige Positionen in Oberungarn besetzt hielt. Den Ungarn war es natürlich darum zu tun, den neu gewählten König möglichst bald in sein Königreich einzuführen. Sogleich nach der Wahl hatte der Reichstag beschlossen, eine Gesandtschaft an Podiebrad zu sen­den mit der Aufforderung, ihren König freizugeben. Eine zweite Ge­sandtschaft sollte an den Kaiser abgehen, um von ihm die Herausgabe der Stephanskrone zu erreichen. In beiden Fällen wollten sie ihre Wünsche notfalls mit Waffengewalt durchsetzen 132). Da sich Podiebrad inzwischen bereits mit Matthias geeinigt hatte und überhaupt von einer Unter­stützung dieser Wahl sich günstige Auswirkungen für seine eigenen Pläne erhoffte, gab es hier keine Schwierigkeiten. Schon am 5. Februar geleitete Podiebrad Matthias persönlich bis zur Grenzfestung Straßnitz, wo die Ur­kunden über die Verlobung und das böhmische Bündnis ausgefertigt wur­den 133). Trotz ihrer Gara gegenüber eingegangenen Verpflichtung muß­ten sich Elisabeth Hunyady und Michael Szilagyi bereit finden, auch mit 130) Vertragsurkunde von 1458 Januar 12 bei Teleki Hunyadiak kora 10 565 ff n. CCLXXVI. 131) Wilhelm F r a k n ó i Mathias Corvinus, König von Ungarn (Freiburg i. Br. 1891) 44 ff. 132) Nach dem Bericht des venezianischen Gesandten in Ungarn Petrus Thomasius: Monumenta Hungáriáé Historica, Acta Extera, hg. v. Iván Nagy und Albert Nyári 1 (Budapest 1875) 3 f. iss) Teleki Hunyadiak kora 10 573 ff n. CCLXXIX und 576 f n. CCLXXX.

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