Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

118 Brigitte Haller den 126 * 128). Kaiser Friedrich hingegen bewarb sich damals nicht um Ungarn. Das geht eindeutig aus seinem Brief an die Stadt Ödenburg hervor, die bei ihm als ihrem Herrn angefragt hatte, wie sich ihre Abgesandten auf dem Wahlreichstag verhalten sollten. Dort heißt es, die Ödenburger Ge­sandten sollten „daran sein, daz das bemelt kunigreich mit dhaime kunig an vnser wissen vnd willen furgesehen werde, sunder die wal vnd fursehung desselben reichs mit vnserm rat vnd wissen beschehe, angesehen daz weilant vnser lieber vetter künig Lasslaw ... vnser nagsten frewnd gewesen vnd die heilig krön des be- melten kunigreichs in vnser gewaltsam ist, daz auch vnser erbliche lannd, die dann allenthalben an dasselb kunigreich gelegen sein vnd stossen, desterpas in frid vnd gemach beleiben mugen, wan wir allezeit genaigt vnd begirlich sein, vns mit demselben kunigreich in guter vnd fridsamer nachperschafft ze hal­ten . . .“ 127). Kaiser Friedrich weiß sehr wohl, welches Gewicht die Stephanskrone in seiner Hand hat, es geht ihm aber nur um einen gewissen Einfluß in Ungarn und ein gutnachbarliches Verhältnis. Erbrechte gedachte er für seine Person nicht geltend zu machen. Wenn Dlugosz aber berichtet, er hätte Kasimir von Polen unterstützt12S), so darf man diesen von keiner anderen Seite bestätigten Bericht doch eher der nationalpolnischen Ten­denz des Autors zuschreiben. Am wahrscheinlichsten ist, daß Friedrich die weiteren Ereignisse in Ungarn einfach abwartete, ohne einstweilen ir­gendeine Stellung zu beziehen. Die Auseinandersetzungen mit seinem Bruder und Vetter um Österreich nahmen ihn ohnedies voll in An­spruch 129). An nationalen Kandidaten für den ungarischen Thron präsentierten sich der Palatin Ladislaus Gara, der durch seine Mutter, Anna von Cilli, mit Ulrich und Königin Elisabeth verwandt war, und der Woiwode von Siebenbürgen, Nikolaus Ujlaky. Die Hunyadypartei konnte dagegen nur den erst siebzehnjährigen jüngeren Hunyadysohn Matthias auf bieten. Dieser befand sich außerdem noch immer in Haft bei Georg von Podiebrad, denn Ladislaus Postumus hatte ihn bei seinem Abzug aus Ungarn als Gefangenen mit sich nach Böhmen geführt. Daß es Matthias war, der am 24. Januar 1458 schließlich zum ungarischen König gewählt wurde, ist den gemeinsamen Bemühungen der Hunyadywitwe Elisabeth und ihres Bruders, Michael Szilagyi, zu verdanken. Szilagyi führte ein ansehnliches Heer gegen Ofen, um die Magnaten unter Druck zu setzen. Zusammen mit seiner Schwester konnte er dann den Palatin zu einem Vertrag gewin­126) vgl. Alfred Hoffmann Kaiser Friedrichs 111. (IV.) Beziehungen zu Ungarn in den Jahren 1458—1464 (Breslau phil. Diss. 1887) 6 f, der überhaupt für die weiteren Ausführungen von Wichtigkeit ist. 127) Birk Urkunden- Auszüge n. 209 und Anhang n. VI. 128) Historiae Polonicae Libri Xll 5 (1878) 227. 129) Zeißberg Erbfolgestreit 74ff.

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