Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

Friedrich III. und die Stephanskrone 117 garn liegt dem Chronisten ferner, war auch nicht Reichsterritorium, gehör­te aber eher als Böhmen zu Friedrichs Interessengebiet, da er ja noch im­mer im Besitz der Stephanskrone und der umstrittenen Grenzherrschaften war. Aber selbst um Ungarn bemühte sich der Kaiser nicht unmittelbar. Seine erste Sorge galt dem Cilliererbe, denn hier waren seine Stamm­lande berührt. Seit langem waren ihm die Cillier ein Dorn im Auge ge­wesen, d. h. seit Kaiser Siegmund sie 1436 in den Reichsfreiherrnstand er­hoben und ihre reichen Güter in Innerösterreich damit Friedrichs landes­fürstlicher Gewalt entzogen hatte. Angefangen von Friedrichs fruchtlosem Protest gegen diesen Eingriff in seine Rechte hatte es nichts als Konflikte mit Friedrich von Cilli und dessen Sohn Ulrich gegeben123). Der Streit um deren Erbe hatte ihn dann in einen Krieg mit Ladislaus Postumus ver­wickelt, in dessen Verlauf man ihn sogar in der Burg Ober cilli belagert hatte. Begreiflicherweise hatte es der Kaiser nun eilig, die Cilliergüter endgültig in Besitz zu nehmen. Schon am 15. Dezember 1457 einigte er sich mit Ulrichs Witwe Katharina. Ihr wurden einige Güter und Einkünfte Vor­behalten, alle anderen zum deutschen Reich gehörigen cillischen Besitzun­gen fielen an Friedrich. Nun waren die Cillier aber auch in Kroatien reich begütert gewesen. Es ist bezeichnend für Friedrichs einstweiligen politi­schen Kurs, daß er diese Herrschaften, die zur ungarischen Krone zähl­ten, nicht beanspruchte, sondern ganz der Witwe überließ I24). In Ungarn waren inzwischen die Magnaten zusammengetreten und hatten für den 1. Januar 1458 den Reichstag zur Königswahl nach Ofen einberufen 125). Die Entscheidung sollte so rasch fallen, denn man wollte ausländische Kandidaten möglichst ausschließen. Ladislaus’ Tod war in Ungarn ohne Trauer aufgenommen worden, und die Stimmung war der Berufung eines seiner Verwandten auf den ungarischen Thron nicht günstig. Immerhin versuchten die Gatten von Ladislaus’ Schwestern, Wil­helm von Sachsen und Kasimir von Polen, ihre Ansprüche anzumel­hätten. Ganz ähnlich sieht auch Michael Beheim die Situation in seinem Gedicht Von den hern von Oestereich, hg. v. G. Th. von Karajan in Quellen und Forschungen zur vaterländischen Geschichte 33: „Unser herr kaiser fridereich mein herr herezog albreht dezgleich, vmb osterland sich zanken, Das in nymt nymer von der hant, vngern pehem vil reich vnd lant dy lassen sy entwanken.“ 123) vgl. Joseph C h m e 1 Geschichte Kaiser Friedrichs IV. und seines Sohnes Maximilian I. 1 (Hamburg 1840) 147 ff und 280 ff, die folgenden Verwicklun­gen mit den Cilliern sowie ihr Bündnis mit Albrecht während Friedrichs Krö­nungsfahrt nach Aachen ebenda 2 (1843) 198 ff. 124) G u b o Erbstreit 78 f. 12=) Kaprinai Hungária Diplomatica 2 113.

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