Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

HERSCHE, Peter: Erzbischof Migazzi und die Anfänge der jansenitischen Bewegung in Wien

Erzbischof Migazzi und die Anfänge der jansenistischen Bewegung in Wien 295 dottrina“, dem Dominikaner Daniele Concina, befreundet61). Giuli soll Stock bei seinem Aufenthalt im Collegium beeinflußt haben62), sicher hat ihn auch Migazzi, der gerade anschließend, von 1732 bis 1736, dort studierte, gekannt. Wittola weist ferner darauf hin, daß Migazzi in seiner römischen Zeit zusammen mit anderen Absolventen des Collegiums bei dem Dominikaner Giuseppe Agostino Orsi Kirchengeschichte studiert habe, von ihm seien sie dabei auch auf Fleury verwiesen worden 63 *). Nun geschah dies vielleicht in negativem Sinn, denn Orsi war ein Gegner der gallikanischen Tendenzen bei Fleury. Andererseits schrieb Orsi als typi­scher Vertreter der „tiers parti“ (Appolis) auch gegen die moraltheologi­schen Auffassungen der Jesuiten und war, sogar später als Kardinal, mit den römischen Jansenisten in freundschaftlicher Verbindung. Beachtung verdient dann noch die Tatsache, daß Migazzi 1742 ein Kanonikat in Trient erhielt 84). Dort lebten als Domherren die ehemaligen Germaniker Franz Ceschi, dem Graf Spaur, Kanonikus im benachbarten Brixen, seine Be­kehrung zum Jansenismus verdankte65 66), und Franz, Felix von Alberti, der später als Bischof von Trient fast um dieselbe Zeit wie Migazzi ebenfalls in einem Rundschreiben den Probabilismus verdammte65a). Nur ein Jahr nach Migazzi erhielt dann auch Johann Karl Graf Herber­stein, der spätere Bischof von Laibach, ein Kanonikat in Trient; er und Spaur sind die unbedingtesten Anhänger des Jansenismus im österreichi­schen Episkopat geworden86). Seit 1748 wirkte auch der Philo jansenist Leopold Ernst Graf Firmian, später Bischof von Passau, als Koadjutor in Trient. Die Vermutung, es hätte in Trient im Zeitraum von etwa 1740 bis 1760 ein jansenistischer Zirkel existiert, dem auch Migazzi kurze Zeit angehörte, ist daher naheliegend. Spaur kannte Migazzi schon von seiner Heimatstadt Innsbruck her; beide waren dort Mitglieder eines re­formgesinnten Zirkels, der „Academia Taxiana“, gewesen66a). Mit Her­berstein war er noch lange befreundet, erst als jener das jansenistische ei) Appolis Entre Jansénistes et Zelanti 324; D a m m i g II movimento 148. «2) Oratio funebris, quam in laudem Simonis Ambrosii Nobilis de Stock dixerat Josephus de Hillmair (Wien 1772). 63) Wienerische Kirchenzeitung 6 (1789) 238. — Zu Orsi vgl. Appolis Entre Jansénistes et Zelanti 125 ff; Dammig II movimento 178ff; Arturc Carlo J e m o 1 o II giansenismo in Italia prima della Rivoluzione (Bari 1928) 162 ff, 197 ff. *4) Wolfsgruber Migazzi 17. 65) Neueste Beiträge 2 (1791) 692. Wittola glaubt irrtümlich, auch Ceschi sei in Brixen Domherr gewesen. esa) Nouvelles Ecclésiastiques 39 (1766) 12. 66) Valentin Einspieler Johann Karl Graf von Herberstein, Bischof von Laibach (phil. Diss. Wien 1951). Zu Spaur vgl. namentlich Wittolas Nekro­log in Neueste Beiträge 2 (1791) 691 ff. 6«a) Zlabinger Muratori 41.

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