Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
GASSER, Peter: Triestiner Handel vor 1790. „Corpo Mercantile“, die Anfänge der Handelsbörse und die Opposition Fiumes
256 Peter Gasser geschäftlichen Erfahrungen das Ihrige zur Hebung und Ausgestaltung des Handels beizusteuern !®). Nach einer erfolglos verlaufenen Vorsprache bei ihrem „sempre amato e rispetato Signor Governatore“ erbaten sie nunmehr von der Kaiserin die Modifizierung des Art. VI aus dem Rescript vom 17. September 1779, der ihre Glaubensgenossen von der erweiterten Börseführung in demütigend verletzender Weise ausschließe. Sicher stelle, so führten sie an, die Wahl eines Kaufmanns zum Börsedeputierten die sichtbare Anerkennung seiner um den Trie- stiner Handel erworbenen Verdienste dar, doch ebenso sicher wäre es, daß die auf dem Exportsektor führende israelitische Kaufmannschaft den Hauptanteil des Triestiner Geschäftes trage * 19). Eine Feststellung, die einigermaßen im Widerspruch zu den eingangs vorgebrachten Beteuerungen stand. Ganz besonders verletzt fühle sich durch diese Diskriminierung Marco Levi, Nestor unter den jüdischen Kaufleuten Triests und Geschäftsführer der Firma „Grassin vita Levi“, des ältesten Hauses am Platze. Marco Levi sei einer der tüchtigsten und ehrlichsten Geschäftsleute der Stadt und der größte Exporteur einheimischer Naturprodukte, dem allein die blühende Tabaksausfuhr zu verdanken wäre. Ihn mit ehrenvollen, näher jedoch nicht angeführten Kommissionen zu betrauen, hätte sich in der Vergangenheit weder die Intendenza noch die Börsedirektion gescheut. Den Israeliten war ein Erfolg in Wien insoweit beschieden, als dem Grafen Zinzendorf zu Beginn des Jahres 1780 nahegelegt wurde, den Artikel VI der Resolution vom 28. August 1779 dahingehend zu modifizieren, als ihre Wahl zu Börsedeputierten in Zukunft möglich sein und ihnen nur der Vorsitz, in dem die Deputierten alle zwei Monate alternierten, vorenthalten bleiben sollte 20). Für den Gouverneur stellte dieses Vorgehen der Hofkanzlei einen persönlichen Affront dar. Deutlich klingt, trotz Wahrung der gebotenen Formen, die Empörung in seinem ausführlichen, auch als Rechtfertigung seines bisherigen Vorgehens in Triest gedachten Bericht vom 7. Februar >8) Ebenda fol. 366: .....gli Ébrei Negozianti ... non anno mancato in ogni in contro di produr con lodevole zelo ... le teoriche e pratiche loro commerciali riflessioni, e di contribuir cosi all’incremento, e vantaggio di quel Commercio, a norma delle provide materne cure della Sacra Cesarea Reale Apostolica Maestá Vostra ...“. 19) Ebenda fol. 366 v, 373: „Ed in verő, se tali onorifiche prerogative sono il premio di chi si rende il piü utile all’attivo commercio d’un Porto, certo é che la Nazione Ebrea é quella, ehe con generose esportazioni de prodotti interni sostiene la maggior parte della Negoziazione di Trieste ... Fra li stessi Negozianti Ébrei, la Ditta di Grassin Vita Levi, diretta da Marco Levi ... c quella, eh’ esiste in Trieste dalia nascitá di quel porto; ed il primo fü pur Marco Levi di quelli, cui e riuscito di esportare nell’estero i generi dello Stato, e massimamente i tabachi ... esso (Marco Levi) é unó dé primi, dé piü pratici, e dé piú onesti Negozianti di Trieste; e per tál qualitá é stato adoperato e dalia Borsa e dai temporanei Governadori ... in moltissime Depu- tazioni Commerciali ... Vedendosi dunque Marco Levi escluso presentemente dalia Potenza di esser Deputato del Corpo Mercantile, dopo esser stato prescelto in tante riguardevoli commissioni, si ferisce il di lui onore, in guisa, ehe un uomo si perito, come lui, nella canuta sua etá soffre un’ estremo cordoglio ...“. 2») Ebenda fol. 359.