Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
PILLICH, Walter: Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser
236 Walter Pillich Saphir um die Summe von 113 fl. 20 kr. schneiden ließ, wurde am 5. September 1567 durch den Faktor des Bürgermeisters dieser Betrag in Wien vom Hofzahlamt ausgezahlt62). Schließlich wird Schwaiger, diesmal wieder als Steinschneider in Augsburg, am 30. März 1569 ohne nähere Begründung noch ein Gnadengeschenk von 30 fl. von Kaiser Maximilian II. zuteil82 * 84 8S *). Der dritte Sohn Kaiser Ferdinands I., Erzherzog Karl II. von Innerösterreich, hatte von Spanien aus seinem Taxator Andreas JurschynM) in Graz befohlen, das Schneiden eines großen Siegels für die innerösterreichische Regierung in Graz bei Ulrich Schwaiger in Augsburg zu veranlassen. Obwohl die Fertigstellung dieses Siegels wiederholt von Jurschyn schriftlich urgiert wurde, entschuldigte sich Schwaiger immer wieder „das er seiner schwachait halben daran verhindert seye wordten“, bis er die Arbeit im Dezember 1569 lieferte. Am 24. Dezember 1569 wendet sich Jurschyn schriftlich an seinen Herrn und teilt ihm dies mit. Jurschyn meint, daß Schwaiger, den er für einen Künstler halte, das Siegel schöner gemacht habe als jenes, welches in der Kammer des Erzherzogs bisher verwendet worden sei. Für das Siegelschneiden und für das Silber verlange Schwaiger 200 fl. Da Jurschyn den Siegelabdruck ja nicht gesehen habe, könne er nicht wissen, was Schwaiger „daran verdient“ habe, jedenfalls hätte man für das große Reichssiegel Kaiser Ferdinands I. dem Schwaiger auch 200 fl. gegeben. Darnach werde sich der Erzherzog zu entschließen wissen. Erzherzog Karl traf schriftlich auf das genannte Schreiben am 14. Jänner 1570 wörtlich seinen Entschluß: „den Schwaiger sollen nit mehr als 160 ducaten für sein arbayt bezalt werden“ 65). Im Mai 1571 erfahren wir von der Übersendung eines „deinen innsi- gel“ für den Kaiser6e), und am 22. Dezember wird der Hofzahlmeister David Hag beauftragt, dem Ulrich Schwaiger nach Augsburg 100 Kronen, in Münze 150 fl., für ein „kaiserlich secret auf clainest und seibrist in ainen Petschafstein geschnitten“ zu bezahlen, was aber erst am 1. Februar 1572 geschieht 87 88). Verschiedene Umstände — vielleicht war es die Grazer Religionspazi- fication von 1571, die den Protestanten volle Gewissensfreiheit brachte — die wir nicht näher kennen, scheinen Ulrich Schwaiger bewogen zu haben, 82) HKA Hofzahlamtsrechnung 1567 fol. 70 v; Jb 7 (1888) n. 5.084. 63) österreichische Nationalbibliothek Wien, CVP 9089: Rationarium des Kämmerers Kaiser Maximilians II., fol. 60; Jb 7 (1888) n. 5.164. 84) Andreas Jurschyn war 1550—1559 in der Reichskanzlei tätig, später war er Taxator und Registrator im Hofstaat Erzherzog Karls von Innerösterreich: Gross Reichshofkanzlei 463. 85) Steiermärkisches Landesarchiv Graz, Meillerakten II b 49 und Ausstellungskatalog Graz als Residenz Inner Österreichs 1564—1679 (Graz 1964) 360 n. 936. 88) HKA Hoffinanz E 1571 295 fol. 169. 8?) HKA Gedenkbuch 115 fol. 701 v; Hofzahlamtsrechnung 1572 fol. 67; Jb 15 (1894) n. 11.517 und 7 (1888) n. 5.277.