Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

PILLICH, Walter: Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser

Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser 235 Am 25. Juli 1564 starb Kaiser Ferdinand I. in Wien. Er war es, der Schwaiger den künstlerischen Weg für seine Arbeiten schon als römischer König und später als Kaiser durch zwei Hoffreiheiten ebnete. Dem neuen, seit 25. Juli 1564 regierenden Kaiser Maximilian II., dem Schwaiger schon als böhmischem König Dienste geleistet hatte, sollte er vielleicht in noch größerem Ausmaß auch archivalisch erfaßbare Meisterwerke seiner Kunst liefern. Die erste vom Reichstaxamt 1565 mit 300 fl. an Ulrich Schwaiger nach Augsburg bezahlte Arbeit für Kaiser Maximilian II. war für die „schnei- dung der kay(serlichen) gulden bull“56). Die beiden heute noch im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien erhaltenen wuchtigen Stempel (Avers- und Reversseite) sind aus Eisen bestehende 58 mm starke zylin­derförmige Platten mit gravierten Unterseiten, die auf der Rückseite py­ramidenförmige Ansätze tragen, offenbar zum Einlassen der Stempel in einer Halterung, über die wir aber nichts Näheres wissen 57). Die beiden Seiten der Goldbulle Maximilians II., die im Typus ganz der Kaiser Ferdi­nands I. entspricht, sind in Posses großem Siegelwerk abgebildet. Interes­santerweise ist am Revers mit der Wappendarstellung im Futter der Kro­ne die Jahreszahl „MDLXV“ eingraviert58). Auch 1565 wurden noch dieselben Siegelschneider neben Ulrich Schwaiger, wie schon unter Kaiser Ferdinand I., von der Reichskanzlei mit dem Schneiden neuer und dem Verändern vorhandener Siegel beschäftigt. Genannt werden Martin Lassl und Joseph Vischer, 1566 kam noch „Aßverussen von Kinberg“, Siegelschneider aus Olmütz, neu hinzu59). Ulrich Schwaiger wurden 1566 „wegen schneidung etlicher sigl per Silber unnd macherlohn“ 89 fl. 5 kr. vom Reichstaxamt bezahlt. Um welche Sie­gel es sich handelt, läßt sich allerdings heute nicht mehr feststellen60). Im April 1566 mußte Schwaiger wieder bei der Hoffinanz um die Bezah­lung des bereits geschnittenen Siegels für die Krone Böhmens ansuchen. Hier fehlt uns der geforderte Betrag, sodaß eine Verifizierung mit dem großen Siegel für Böhmen, das erst seit 1571 verwendet wurde, oder dem Kaisersekretsiegel, seit 9. Oktober 1565 in Verwendung für Böhmen, nicht möglich ist61). Über kaiserlichen Befehl des Bürgermeisters in Augsburg, Wolfgang Paller, der bei Schwaiger, der ja auch Steinschneider war, einen schätze aus Bayern, hg. von Hubert Wilm (Ulm 1934) 16 f, Wappen Schwaigers auf S. 14 abgebildet. se) HHStA RTB 1565 fol. 123. 57) HHStA AB XIV/24 (Verzeichnis der Siegel- und Stempel-Sammlung): n. 267 und 267/1. 88) Posse Siegel 3, 20, Tafel 31/3, 4 und 5, 65. 5») Vgl. die Anmerkungen 32 und 33 sowie HHStA RTB 1566 fol. 213 v. so) HHStA RTB 1566 fol. 217 v. 6i) HKA Hoffinanz E 1566 266 fol. 80; Posse Siegel 3, 21, Tafel 32/8 und 10.

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