Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
PILLICH, Walter: Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser
234 Walter Pillich des Siegelbildes, wie es bei den anderen Regierungen so) bereits geschehen sei, durch Schwaiger schneiden und verändern zu iassen, wobei das Vizedomamt die Kosten zu tragen hätte 51 52 53). Daraufhin wurde von Schwaiger das große und kleine niederösterreichische Regimentssiegel geschnitten und dafür eine Entlohnung von 200 fl. vereinbart. Der niederösterreichische Vizedom Hans Widens- peunter sollte Schwaiger am 6. August 1560 als erste Abschlagszahlung 100 fl. rh. zustellen 52). Als sich Schwaiger im nächsten Jahr, Anfangs Mai 1561, mit einer Supplik um Bezahlung der bereits geschnittenen Siegel an die Hoffinanz wendet, wird Georg Ilsung endlich am 22. Mai 1561 beauftragt, die zwei für die niederösterreichische Regierung und Kammer bereits verfertigten Siegel zu übernehmen und die noch ausständigen 100 fl. sowie das für die Siegel gebrauchte Silber zu bezahlen 53). In Posses großem Siegelwerk lassen sich diese beiden Siegel allerdings nicht nachweisen. Wahrscheinlich schon bei seinem Aufenthalt am Wiener Kaiserhof scheint Schwaiger auch um eine Verbesserung seines und seiner Brüder geführten „alten Wappens“ angesucht zu haben. Am 28. August 1561 wurde von der österreichischen Hofkanzlei für Ulrich Schwaiger, der als „Hofgoldschmied, Wappen-, Stein- und Siegelschneider des Kaisers, der kaiserlichen Söhne und Fürsten Maximilian, König von Böhmen, Ferdinand und Carl, den Erzherzogen von Österreich“ bezeichnet wird, sowie für seine Brüder Gregor, Clement und Christoph ein Wappenbrief ausgestellt, der ihnen erlaubt, im Wappen zu führen: „ainen schwarzen schildt im grundt desselben ein gelber oder gold farber drey puhelten perg. Auf dem mittern steend ain gelber butterkuebel. Darauß auf jeder seiten neben dem ruerstab entspringend an seinem zweigl außWerts gepogen ain plumen genant vergißmein nit, alles kuebel unnd plumen seiner natürlichen gestalt. Auf dem schildt ain stechhelm mit schwarzer unnd gelber helmdeckhen. Unnd darob quer gulden cranz gezieret. Darauß zwischen zwaien schwarzen puff-hornern zwe mundtlocher ehen von einander gekert erscheinend abermals ain gelber puerkubel mit den plumen unnd sonst allermassen gestalt wieder im schildt“ 54 55). Ulrich Schwaiger machte von seinem Wappen auch gerne Gebrauch. So malte er es eigenhändig 1567 mit seinem Wahlspruch „Alles in Gottes Namen“ in das Stammbuch des in Hallein in Salzburg geborenen Augsburger Bürgers, Organisten und Musikers Abel Prasch. Dieses Stammbuch, das heute noch im Bayerischen Nationalmuseum in München (Inventar- Nr. Ms. 245, nach pagina 148) vorhanden ist, enthält von 1560 bis 1603 laufend Wappeneintragungen von Salzburger und Augsburger Familien 5ä). 5o) Es sind dies unter Kaiser Ferdinand I. neben Niederösterreich noch Tirol, Böhmen und Ungarn. si) HKA Gedenkbuch 86 fol. 303; Jb 5 (1887) n. 4.300. 52) HKA Gedenkbuch 85 fol. 55; Jb 5 (1887) n. 4.301. 53) HKA Gedenkbuch 87 fol. 167 r v; Jb 5 (1887) n. 4.306. si) Allgemeines Verwaltungsarchiv Wien Adelsarchiv; J. S i e b m a c h e r’s Großes und allgemeines Wappenbuch (Bürgerliches Wappenbuch) 6. Abt. 5 (Nürnberg 1901) 32 Tafel 35 mit Wappen „Schwayger“. 55) Hans Buchheit Aus dem Stammbuch des Abel Prasch in Alte Kunst-