Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

PILLICH, Walter: Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser

Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser 233 gewissen porträtähnlichen Zügen sitzend in einer verzierten Nische. Der Rundbogen, unter dem sich der Schild, gehalten von zwei Greifen, mit dem Doppeladler und darüber die Kaiserkrone befinden, wird von zwei runden, gerillten Säulen getragen. Der Kaiser im Krönungsornat, am Haupt die kaiserliche Mitrakrone, hält in den Händen Zepter und Reichs­apfel. Hinter ihm fällt ein reichverzierter Teppich faltenreich herab. Zu beiden Seiten der Säulen halten zwei Adler die Wappenschilde, rechts Alt- und Neuungarn und links Böhmen. Der Sockel ist von Löwen, rechts mit dem quadrierten Wappen von Spanien und Sizilien, links mit dem von Dalmatien, flankiert. Unter den Stufen des Thrones halten zwei Engel das vom Herzogshut bedeckte Wappen von Österreich und Bur­gund. Die Reversseite des Siegels zeigt den einfachen Doppeladler mit Nimbus, darüber die Kaiserkrone und auf der Brust den gespaltenen Wappenschild von Alt- und Neuungarn. Der Doppeladler wird von einem erhabenen, verzierten Ring umgeben. Darauf liegen zwölf Wappenschilde, von oben in der Mitte anfangend, dann rechts im Kreise mit den folgenden gekrönten Länderwappen: Bosnien, Galizien, Mähren, Niederlausitz, Habs­burg, Elsaß, Krain, Württemberg, Tirol, Bulgarien, Lodomerien und Kroatien. Auch die Kosten dieser Siegelstempel sind weder in österrei­chischen noch in ungarischen Quellen feststellbar 47). Im Sommer 1560 weilte Ulrich Schwaiger am Kaiserhof in Wien, um für den Kaiser Siegel zu schneiden. Mit welchen Arbeiten er damals be­traut wurde, ist allerdings nicht bekannt. Wir erfahren davon durch ein Schreiben des Regiments der niederösterreichischen Kammer an den Kaiser vom 1. Juli 1560 aus Wien: Die Anwesenheit Schwaigers in Wien biete jetzt die Gelegenheit für die Veränderung der Siegel, die von der niederösterreichischen Regierung dringend gebraucht werden. Der Kaiser willfährt dieser Bitte am 12. Juli mit der Weisung, daß die Hofkammer­räte die Unkosten hiefür verrechnen sollen48 49 *). In der Zwischenzeit, da Schwaiger in Wien offenbar ohne kaiserlichen Auftrag war, wandte sich der Siegelschneider mit einer Bittschrift an die Hoffinanz um eine „ergötzlichkait“ für seine Arbeit, wurde jedoch mit der Begründung ab­gewiesen, daß ihm seine Arbeit ja jederzeit bezahlt wurde 4B). Wie schleppend aber die Zahlungen an Schwaiger für seine Arbeiten geleistet wurden, veranschaulicht deutlich der vorerwähnte Auftrag der niederösterrei­chischen Kammer, der am 30. Juli 1560 befohlen worden war, die niederöster­reichischen Siegel auf den neuen Titel im Schild sowie in allen anderen Teilen «) Posse Siegel 3, 19 und Tafel 27/1, 2; 5, 64; Walter Pillich I. Ferdi­nand, király 1559. évi magyar kettöspecsétje in Századok 102 (1968) 178 ff mit Abbildung; H i 1 g e r Ikonographie 106 und 190 n. 245. ■*8) Hofkammerarchiv Wien (= HKA) N.ö. Kammer rot 33. 49) HKA Hoffinanz Einlaufprotokoll (— E) 1560 244 föl. 257: 1560 Juli (23). — Zu diesen Protokollen sind die Akten heute nicht mehr erhalten.

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