Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung
216 Josef 2ontar Im Laufe der Verhandlungen zeigte es sich aber, daß es dem Kaiser an nötiger Energie und einem wirksamen Kundschafterdienst fehlte. Schon Ende Juni 1564 beschloß man, Cernovic mit dem bereits zwei Jahre fälligen „Ehrengeschenk“ abzusenden. Damals glaubte man in Wien, Cernovic werde in Konstantinopel als kaiserlicher Gesandter bleiben301). Anfang Juni begab er sich nach Komorn, wo er auf die Rückkehr eines Boten aus der Türkei warten mußte 302). Dann erachtete man es am Hofe für notwendig, Beratungen über das weitere Verhalten gegenüber den Türken abzuhalten und berief Cernovic aus Komorn zurück 303). Noch in der zweiten Hälfte des August war die Sendung des Cernovic ungewiß, da manches von den Nachrichten abhing, die der kaiserliche Bote Eduardo Provisional! aus Konstantinopel bringen sollte 304). Im September erfuhr man aus einem Schreiben Georg Albanis, daß die Türken beschlossen hätten, Johann Sigmund Zápolya Hilfe zu leisten, was auch bei den Beratungen zu berücksichtigen war. Erst Anfang November konnte Cernovic mit dem „Tribut“ abreisen, um sich Klarheit zu schaffen, ob der Friedensvertrag vom Jahre 1562 bestätigt oder es zum Kriege kommen werde. Dabei sollte er sich über den jungen Zápolya beschweren und den Sultan bitten, diesen künftig nicht mehr zu unterstützen 305). Als die Gesandten Maximilians II. am 22. Dezember 1584 in der türkischen Hauptstadt anlangten, befand sich der Großherr auf der Jagd und war bis 29. Jänner 1565 abwesend 306). Währenddessen lud der Großwesir Ali Pascha am 13. Jänner den als Türken verkleideten Cernovic zu einem geheimen Nachtgespräch zu sich ein. Er wünschte seine Meinung zu hören, wie man entscheiden solle, um den genannten Friedensvertrag zu halten, gleichzeitig aber auch Zápolya im Aufträge des Großherrn in seinem Besitze zu schützen, da er vor kurzem Szatmar den Kaiserlichen entrissen hatte und noch weiter angreife 307). Erst am 4. Februar konnten Cernovic und Csabi (Albany war im Jänner gestorben) im öffentlichen Diwan die „Geschenke“ überreichen; sie verlangten dabei die Rückgabe der von Zápolya eroberten Festungen 308). Da aber die für die Erneuerung des Friedens gestellten Bedingungen, besonders die Übergabe von Nagy-Bánya, von Cernovic nicht angenommen werden konnten, sollte er mit dem Tschausch Hedajet-Aga nach Wien abgehen. Kaum war er aber mit seinen Begleitern bis Tschorly gekommen, ließ 301) VD 3, 275; über die letzte Zahlung vgl. Oberleitner Finanzen 107 Anm. 62. 302) VD 3, 279; NB II/4, 151, 155. 303) NB II/4, 179; Bibi Korrespondenz 1, 42. 304) NB II/4, 188. 305) VD 3, 283; NB II/4, 236; Bibi Korrespondenz 1, 38 f, 57 f. so«) VD 3, 288; NB II/4, 329 Anm. 1. 307) NB II/4, 271; Wertheimer Zur Geschichte des Türkenkrieges 49 f; Bibi Korrespondenz 1, 34 f. 308) Bibi Korrespondenz 1, 38, 119.