Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung

Michael Őernovié, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II. 217 ihn der Sultan zurückholen, machte ihm Vorwürfe, weil die Kaiserlichen Tokaj eingenommen hatten und befahl, ihn in Gewahrsam zu neh­men309). Am 7. März gestattete ihm der Großwesir, in Begleitung des Hedajet-Aga an den Kaiserhof zu reisen310 *). Der Großherr gab gleich­zeitig dem Begler-beg Griechenlands und den Paschas von Ofen, Temes­vár und Bosnien den Auftrag, sich in Bereitschaft zu stellen. Es begannen Kämpfe in Ungarn und Kroatien. Erst im Juni wurde Cernovic mit neuen Weisungen wieder nach Konstantinopel geschickt. Um seine Rück­kehr zu sichern, hielt man den Tschausch Hedajet in Wien zurück3U). Verhängnisvoll wurde der Umstand, daß einen Tag nach der Ankunft des Gesandten (28. Juni 1565) unerwartet Ali Pascha starb und der krie­gerisch gesinnte Mohammed Soqolli (Sokolovic) Großwesir wurde312). Treffend erklärte der Pascha von Ofen, Cernovic sei zu spät abgefertigt worden 313). Jetzt gab es kaum noch Hoffnung auf eine friedliche Lösung der Gegensätze, denn Zápolya und der Temesvárer Pascha Hasan Prodo- vic bemühten sich, die Verhandlungen zu vereiteln, indem sie von an­geblichen neuerlichen Angriffen der Kaiserlichen meldeten. Die Folge war, daß der Verkehr mit den Gesandten abgebrochen wurde. Ziemlich spät langte über Venedig die Nachricht ein, daß Cernovic eingesperrt worden sei und in Gefahr schwebe, sein Leben zu verlieren. Erst am 5. August beauftragte man ihn, ein Schreiben des Großherrn nach Wien zu über­bringen. In später Nachtstunde kam Cernovic am 22. August gesund in Wien an und berichtete, er habe eine Privataudienz beim Sultan erreicht. Die Heimreise bewilligte man ihm nur gegen das ausdrückliche Verspre­chen, mit der Zustimmung des Kaisers zur Abtretung von Tokaj zurück­zukommen. Seine Gattin Jovanka und die Kinder (Sohn Maximilian und zwei Töchter) durfte er nicht mitnehmen, da ihnen die Erlaubnis zur Ab­reise vom Großherrn verweigert wurde314 315). Den ganzen 23. August ver­brachte der Kaiser in Beratungen mit seinem Gesandten. Das Schreiben Suleimans gab vor, daß die Kaiserlichen den Ausbruch des Krieges ver­ursacht hätten, und entschuldigte das Verhalten des Fürsten von Sieben­bürgen 316). Cernovic meinte trotzdem, daß der Sultan noch immer für einen friedlichen Anstand zu gewinnen wäre und daß mit den Verhand­lungen fortgesetzt werden müsse. Daher sollte wieder ein Gesandter zum 309) Bibi Korrespondenz 1, 119f. 3»o) Bibi Korrespondenz 1, 148; NB II/4, 337—339. síi) NB II/4, 387; Hammer 3, 432; Alfred Sitte Tschausch Hedajets Aufenthalt in Wien (1565) in Archiv für Kulturgeschichte 6 (1908) besonders 193 f. 312) Über die Großwesire Ali Pascha und Mohammed Soqolli vgl. H a m- mer4, 41; Jorga GOR 3, 138, 165, 178. 313) NB II/4, 423. sii) VD 3, 401; NB II/4, 448, 453, 469; Hammer 3, 432f, Jorga GOR 3, 57; B i b 1 Korrespondenz 1, 247. 315) NB II/4, 455; H a m m e r 3, 133; Bibi Korrespondenz 1, 255.

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