Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung

Michael Cernovic, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II. 213 eine gute Organisation zur Vermittlung der Korrespondenz in Dubrovnik zu schaffen. Denn mit der „Ordinaripost“ der Venezianer gab es immer Schwierigkeiten. Waren wichtige Nachrichten zu übermitteln, durften die Kuriere der Venezianer nach den Weisungen des Bailo keine fremden Schreiben übernehmen 284 285 286). So kam es zu Stockungen in der Versendung der offiziellen Korrespondenz. Überhaupt war damals der Nachrichten­dienst des Kaisers sehr mangelhaft organisiert und erreichte nicht jenen der Fugger28r>). Dies wurde verhängnisvoll, als Maximilian II. das am 5. September 1566 vor Sziget erfolgte Ableben Suleimans erst am 28. Ok­tober durch den venezianischen Gesandten erfuhr 28°). Cernovic war also bestrebt, in Dubrovnik eine geeignete Person zur Vermittlung des Briefwechsels mit Konstantinopel zu finden 287). Im Jahre 1565 vereinbarte er mit Georg Sojmirovic „de Monte novo“ (Novo Brdo), die aus der türkischen Hauptstadt anlangenden Briefe an den kaiserlichen Postmeister Roger de Taxis in Venedig bzw. an den Haupt­mann in Rijeka (Fiume) zu senden, ebenso die für den kaiserlichen Botschafter und Adam de Franchi bestimmte Post nach Konstantinopel zu befördern. Neben der Spesenvergütung sollte er 200 Dukaten als Gehalt bekommen 288). Im nächsten Jahre (1566) übernahm diese Obliegenheit der Mazedonier Rusko de Wyddi, ein Verwandter des Cernovic. Er beherrschte die slawische, italienische und türkische Sprache und diente als Dolmetsch der Regierung in Dubrovnik 289). Später erachtete Cernovic Kotor als eine geeignetere Stelle zur Vermittlung der vertraulichen Korrespondenz Maximilians II. und ge­wann für diesen Dienst den dortigen Franziskaner-Konventualen Giovanni Banderano. Damit der Mönch ständig die Obliegenheiten für den Kaiser verrichten dürfe und ihn weder seine Oberen noch der Ordensgeneral ver­setzen könnten, sollte der kaiserliche Gesandte in Rom eine entsprechende Entscheidung des Papstes erwirken, doch so, daß es die Venezianer nicht erführen. Jedenfalls rechnete man auf die Mithilfe der Franziskaner in der Türkei 290 * *). Der unvorsichtige Vermittler adressierte aber kaiserliche 284) 1567 Februar 9: Turcica 22. 285) M. A. Fitzier Die Entstehung der sog. Fuggerzeitungen in der Wiener Nationalbibliothek (Veröffentlichungen des Wiener Hofkammerarchivs 2, 1937) 59. 286) Eduard Wertheimer Zur Geschichte des Türkenkrieges Maximi­lians II. 1565 und 1566 in AÖG 53 (1875) 96. 287) 1564 Juni 28: Turcica 18. 288) 1565 August 21: Turcica 20. 289) 1565 November 11, ebenda; 1566 Februar 1: Turcica 21; Bibi Korres­pondenz 1, 394, 410; ein Rusco de Vitto wird erwähnt bei Ivan Sakazov Stopanskité vr’zki mezdu Dubrovnik i b’lgarskité zemi prez’ 16 i 17 stolétija (= Wirtschaftliche Beziehungen zwischen Ragusa und den bulgarischen Ländern im 16. und 17. Jahrhundert) (Sofia 1930) 53. 29°) 1568 Juli 17: Turcica 24; 1569 Oktober 31: Turcica 25.

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