Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung

214 Joseí Zontar Schreiben ohne Decknamen an den neuen Botschafter Karl von Rym, den Franziskaner P. Giovanni B. Zeffi und Adam de Franchi. Durch die Schuld ungeschickter Boten kam im Jahre 1570 ein Schreiben in die Hände des Bailo, ein anderes wurde von den Türken aufgefangen, was die Tö­tung P. Zeffis zur Folge hatte. Auch den jähen Tod des Adam de Franchi brachte man mit der Entdeckung dieser Korrespondenz in Verbindung. Rym ersuchte daraufhin den Franziskaner Banderano, keine Schreiben mehr zu senden, ehe sich nicht die größte Wut der Türken gelegt und man einen neuen, sicheren Weg gefunden habe 291). Am Hofe Maximilians II. befand sich bis Ende 1565 als Nuntius noch der Bischof Zaccaria Delfino, dessen Streben vor allem auf Geld und Beförderung ging. Erzherzog Karl hatte ihm am 8. November 1564 die Verwaltung der steirischen Karthausen Seiz (Zice) und Geirach (Jur- kloster) mit einem jährlichen Einkommen von 5000—6000 Scudi über­tragen 292). Delfino wünschte aber noch mehr. Auf seine Bitte gewährte ihm der Kaiser im Jahre 1565 ein Geschenk von 10.000 fl. und eine Pension von 150 fl. monatlich. Etwas später machte er ihm wieder ein Geschenk, eine Anweisung auf 5000 fl. an Ludwig Alt sen. und jun., Kaufleute von Salzburg. Delfino machte diese Anweisung sogleich zu Geld, da er Cernovic 6000 fl. schuldete. Trotz heftiger Einwendungen von Seite der Ungarn übertrug Maximilian II. dem Nuntius die Ver­waltung des Bistums Raab (Györ) und erreichte auch, daß Delfino am 12. März 1565 zum Kardinal erhoben wurde, obwohl sich Venedig dem heftig widersetzte 293). Bald darauf gab Delfino in einer Denkschrift an den Kaiser seinen ziemlich wertlosen Vorschlag „in rebus Turcicis“. Nach seinem Dafürhalten wäre es am besten, die Türken nicht zum Kriege zu treiben, sondern in Ungarn den Waffenstillstand zu machen, nach Kon­stantinopel aber mitzuteilen, der Kaiser wünsche auf Grundlage des gegenwärtigen Besitzstandes in Ungarn, den Vertrag mit dem Sultan zu schließen. Dem gegenüber muß man aber feststellen, daß die Türken den gegenwärtigen Besitzstand überhaupt nicht anerkannten und unter ande­rem die Rückgabe der von den kaiserlichen Truppen eroberten Plätze an Zápolya verlangten 294). Cernovic kam zur rechten Zeit. Nach dem Tode Ferdinands I. mußte der Friedensvertrag erneuert und die „Ehrengeschenke“ für den Sultan und die Wesire überbracht werden. Maximilian II. bestimmte für diese Gesandtschaft neben Achaz Csabi und Georg Albany, dem Sekretär der ungarischen Kammer, Michael Cernovic, der sich nicht im geringsten sei) 1570 Juli 1 und 15: Turcica 26. 2") NB II/4: Nuntius Delfino 1564—1565 (Wien 1914) XVI, XXXVI f; NB II/8: Nuntius G. Delfino und Kardinallegat G. F. Commendone 1571—1572 (Graz—Köln 1967) 58 f. 2»3) NB II/4, CXIX, CXXI, CXXIII; II/8, 277 (1572). 294) NB II/4, 330.

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