Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung

Michael Cernovic, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II. 205 eine Untersuchung durchführen. Man verdächtigte den Sekretär Latif, einen Freund Cernovics. Er wurde festgenommen, entwich aber am 5. Oktober und konnte nicht mehr gefunden werden. Bald darauf entfloh noch ein anderer Sekretär, mit dem Cernovic nicht verkehrt hatte. So war Cernovic diesmal noch glimpflich davongekommen 246 247). Seit der Abreise des Mons. de la Vigne hatte der König von Frankreich längere Zeit keinen Gesandten in Konstantinopel. Sein Gesandter in Venedig schrieb, der König verharre bei der Freundschaft mit den Türken, sei aber durch den Aufstand in Schottland stark in Anspruch genommen und konnte daher bisher keinen Gesandten zum Sultan schicken. Gegen Ende Februar 1560 ließ er dem Großwesir mitteilen, daß die spanische Flotte wegen schlechten Wetters nicht auslaufen konnte und sich noch in Saragossa befinde -il). Weil aber Franzosen auch bei Dscherbe teilnahmen und ihre Schiffe mit der Besat­zung in die Hände der Türken fielen, behauptete Rustem Pascha, die Franzosen seien keine guten Freunde des Großherrn. Man antwortete dem König von Frankreich, der Sultan beglückwünsche ihn zum Siege über die schottischen Rebellen, könne jedoch französische Gefangene nicht freilassen, da sie auf feindlicher Seite gekämpft hätten 248). Erst unter dem neuen Großwesir Ali Pascha trat das Bündnis Frankreichs mit der Pforte wieder in Kraft. Der Sonderbeauftragte des Königs, Francesco Salviati, erreichte im Jahre 1562, daß die gefangenen Franzosen entlassen und dem Gesandten übergeben wurden 249 * 251 *). Gegen Ende des Jahres brachte Sampietro Corso 259), ein Hauptmann in französischen Diensten, Schreiben vom König Karl IX., der Königin-Mutter Katharina von Medici und den Guisen. Daraus war zu ersehen, daß sich Prinz Ludwig Condé, der Bruder des Anton von Bourbon, Königs von Navarra, erhoben • habe, um Herrscher von Frankreich zu werden. Er besitze großen Anhang im Reich und erwarte Hilfe aus Deutschland und von der Königin von England. Einige bedeutende Orte habe er bereits erobert, so daß Karl IX. den Verfall des Reiches befürchte. Da ihre Vorfahren nie einen größeren Freund als den Großherrn besessen hätten, bäten sie auch jetzt um Hilfe in Geld und Getreide (eine Ausfuhr­bewilligung von 300.000 Scheffel Getreide aus Valona oder Alexandrien). Der Sultan antwortete zustimmend; wegen außerordentlicher Ausgaben sei aber der großherrliche Schatz knapp geworden. Getreide aus türkischen Provinzen nach Frankreich auszuführen, sei immer verboten gewesen, außerdem herrsche hier Mangel an Lebensmitteln; er könne daher beiden Wünschen nicht entsprechen. Sampietro hatte noch ein besonderes Anliegen. Er behauptete, die Bevölkerung von Korsika hasse das Joch der Genuesen. Sie würde sich lieber dem Sultan unterwerfen und ihm Tribut zahlen. Daher bat Sampietro, ihm zur Erobe­rung der Insel ein türkisches Geschwader zur Verfügung zu stellen. Der Groß­herr wollte aber von diesen Plänen des Korsen nicht sprechen2r>i). Anfang 1563 konnte der neue französische Gesandte in Konstantinopel berichten, daß 246) 1562 Oktober 10, ebenda. 247) 1560 Februar 13 und 25: Turcica 14. 248) 1560 Oktober 30, ebenda. 249) 15 62 Juni 18: Turcica 15. 250) vgi. über ihn Hammer 3, 401 und Fernand Braudel La Medi­terranee et le Monde méditerranéen ä l’époque de Philippe II. (Paris 1949) 749 f, 816 f, 821, 828 f, 840, 883. 251) 1562 November 15, Dezember 24: Turcica 15; Viktor Bibi Die Korrespondenz Maximilians II. 2 (Wien 1921) 115 f.

Next

/
Oldalképek
Tartalom